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In dieser Studie werden die sogenannten Fassbinder-Kontroversen der 1970er- und 1980er-Jahre in ihrem zeitgeschichtlichen Zusammenhang umfassend dargestellt und analysiert. Basierend auf einer Reihe von zum Teil erstmals ausgewerteten schriftlichen und mündlichen Quellen rekonstruiert Bianca Dommes den Verlauf, die Konstellation und die Argumente in den verschiedenen Kontroversen und legt die innere Tektonik eines der größten Theaterskandale der bundesdeutschen Nachkriegszeit frei. Im Zentrum steht die Frage, ob der Antisemitismus-Vorwurf als Erklärung für den vehementen Kampf gegen das Stück hinreichend ist oder ob bei den beteiligten Akteuren andere handlungsleitende Interessen zu identifizieren sind. Beim Blick auf die Argumentationslinien der Aufführungsbefürworter und -gegner wird sichtbar, dass das Theaterstück »Der Müll, die Stadt und der Tod« Anlass, aber nicht Ursache der Kontroversen war. Vielmehr bezieht es seine besondere Bedeutung aus der Rolle als Katalysator für eine längst überfällige Debatte über das deutsch-jüdische Verhältnis nach 1945.
Johannes Stroux (1886–1954) gelangte als erster regulärer Rektor der Berliner Universität Unter den Linden (nachmals Humboldt-Universität) nach ihrer Wiedereröffnung 1946 sowie als erster Präsident der Akademie der Wissenschaften zu einer exponierten Stellung in der Berliner Wissenschaftspolitik der Nachkriegsjahre. Zu diesem Zeitpunkt lag bereits eine Karriere als bedeutender Vertreter der Klassischen Philologie hinter ihm. Die Beiträge des vorliegenden Bandes beleuchten Leben, Werk und organisatorisches Wirken einer Persönlichkeit, die den Wissenschaftsbetrieb von der Kaiserzeit über die Weimarer Republik und das »Dritte Reich« bis in die Zeit der SBZ/DDR hinein prägte. Mit Beiträgen von Sören Flachowsky, Olaf Schlunke, Wilt Aden Schröder und Richard Schumak.
Richard von Weizsäcker (1920–2015) zählt zu den herausragenden Persönlichkeiten in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Als Bundespräsident stellte er mit seiner Rede am 8. Mai 1985 die Erinnerung an die Verbrechen des Zweiten Weltkriegs auf eine neue Grundlage. Nach dem Fall der Mauer verstand er es, die Sorgen ernst zu nehmen, die die Menschen im Osten angesichts rasanter Veränderungen umtrieben. Später mahnte er die Parteien, sich als einen dienenden Bestandteil des politischen Systems zu sehen, würdigte aber gleichzeitig ihre Bedeutung für die liberale Demokratie. Auf der Grundlage neu erschlossener Quellen beleuchtet der Band wesentliche Stationen der politischen Biografie Richard von Weizsäckers sowie sein liberalkonservatives Denken. Mit Beiträgen von Norbert Lammert, Thomas de Maizière, Michael C. Bienert, Dominik Geppert, Gangolf Hübinger, Karl-Rudolf Korte, Matthias Oppermann, Ulrich Schlie und Kathrin Zehender.
The cultural politics of commemorating war.
Gerhard Ringshausen legt mit diesem Buch die erste umfassende Darstellung der regimekritischen Werke christlicher Dichter vor und dokumentiert darin ihre breite und vielfältige Auseinandersetzung mit dem NS-Regime, seiner Weltanschauung und Machtausübung. Neben bekannten Autoren wie Stefan Andres, Werner Bergengruen, Gertrud von le Fort, Jochen Klepper, Reinhold Schneider, Otto von Taube und Ernst Wiechert kommen auch bisher völlig übersehene Schriftsteller in den Blick. Die Spannweite reicht von kirchlicher Bindung bis zu theologisch liberalen und religiös-sozialistischen Einstellungen. Dadurch wird die Literatur während des »Dritten Reichs« neu vermessen; denn die christlichen Autoren bildeten die größte, vielfach miteinander verbundene Gruppe widerständiger Dichter. Sie zogen sich nicht zurück in eine überlieferte Glaubenswelt, sondern nahmen mutig und konkret Stellung, wobei sie die Zensur geschickt unterliefen. Es ist Zeit, diese Literatur neu zu entdecken und zu würdigen.
»Von deutschem Boden darf nie wieder Krieg, sondern nur noch Frieden ausgehen«, so fassten Kanzler Helmut Schmidt und SED-Generalsekretär Honecker bei ihrem Treffen am Werbellinsee im Dezember 1981 das Verbindende in den deutsch-deutschen Beziehungen zusammen. Mit Honecker bekannte sich Schmidts Nachfolger Helmut Kohl zu einer deutsch-deutschen »Koalition der Vernunft« in einer Zeit erneut wachsender Spannungen zwischen den beiden Supermächten. Anhand der Deutschlandpolitik im Wandel des Ost-West-Konflikts, des KSZE-Prozesses und unter dem Einfluss des NATO-Doppelbeschlusses wird die deutsch-deutsche Verflechtungsgeschichte von der doppelten Staatsgründung bis zur deutschen Vereinigung am 3. Oktober 1990 nachgezeichnet. Die Öffnung der Berliner Mauer und der innerdeutschen Grenze am 9. November 1989 und damit das nahende Ende der deutschen Teilung kommentierte Willy Brandt mit den Worten: »Jetzt sind wir in einer Situation, in der wieder zusammenwächst, was zusammengehört.« Die deutsche Einheit setzt Konrad Adenauers Grundentscheidung für den Weg nach Westen als zwingende Konsequenz der deutschen Geschichte fort.
Oberst Georg Alexander Hansen (1904–1944) wurde von Zeitzeugen als ein zentraler Protagonist des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus identifiziert, der sich »nahezu hauptamtlich« mit dem Staatsstreichversuch des 20. Juli 1944 befasst habe. In der Tat war Hansen ein früher Mitwisser der militärischen Opposition um Ludwig Beck, knüpfte eine Vielzahl von Kontakten zu Gleichgesinnten – darunter Wilhelm Canaris, Hans Oster oder Claus Graf Schenk von Stauffenberg – und nutzte die nachrichtendienstlichen Möglichkeiten, die ihm in leitender Funktion des Amtes Ausland/Abwehr zur Verfügung standen, um die Sache des Widerstandes zu unterstützen. Franziska Bartl zeichnet den Lebensweg dieses »vergessenen Verschwörers« nach, ergründet seine Entwicklung zum aktiven Regimegegner und ordnet seine Rolle in das Gesamtgebilde des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus ein.
In the Hobsbawmian long 19th century, gender and processes of sexualization and feminization have been crucial in the construction of the »Jewish Other«. Ulrike Brunotte explores how these processes came about by addressing imaginative, aesthetic, and epistemological questions. She analyzes how literature, psychoanalysis and the performing arts traverse and react to the ambivalence of racialized stereotypes. The »femininity puzzle« presents itself in two ways: first in the role of effeminization of the male Jew in antisemitic discourse, and then in the transgressive forms of femininity connected to Jewish women, especially the allosemitic orientalization in the figure of the »Beautiful Jewess«.
The Seduction of Youth offers a new perspective on the history of the Weimar Republic by exploring the intersection between the homosexual movement, print culture, and homophobic fears about the seduction of young boys.
This volume addresses three things many people do not discuss candidly with strangers or mere acquaintances: God, sex, and politics. These can easily become topics of fierce debate, particularly when taken together, as has been the case with same-sex marriage legislation, the Vatican’s criticism of “gender ideology,” or the repeatedly asserted claim that Islam, homosexuality, and gender equality are essentially incompatible. This volume investigates what is at stake in these constructions of religion and homosexuality in public discourses. Starting with the Netherlands as a special case study, it proceeds with contributions on other predominantly postsecular countries in central, northern, and southern Europe as well as several postcommunist and postcolonial countries “beyond Europe.” Combining contemporary and historical perspectives and approaches from both the humanities and the social sciences, the contributors explore how national and European identities are constructed and contested in debates on religion and homosexuality. Chapter 2 and Chapter 8 of this book are available open access under a CC BY 4.0 license at link.springer.com.