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Kann zeitgenössischer Kunst im Feld ethnologischer Museen ein epistemisches Potenzial zuerkannt werden, das sich jenseits herkömmlicher Erkenntnisformen zeigt? Beatrice Barrois konzentriert sich auf die Kategorie des (Nicht)Wissens als ästhetische Erfahrung im Ausstellungsraum und entfaltet so neue Sichtweisen auf künstlerische Positionen, die sich kritisch mit ethnografischen Sammlungen auseinandersetzen. Dabei wird schwerpunktmäßig die Ausstellung „Ware&Wissen (or the stories you wouldn´t tell a stranger)“ fokussiert, die 2014/15 im Frankfurter Weltkulturen Museum stattfand. Darüber hinaus werden Bezüge zu anderen ethnologischen Ausstellungen und Künstlern wie etwa Fred Wilson hergestellt. Mit ihrer epistemologischen Exkursion liefert die Autorin eine Perspektive, die Grenzen des Wissens deutlich und das künstlerische Experiment zum Gegenstand neuer Wissens(un)ordnungen macht.
Was passiert, wenn Besucher*innen von Kunstmuseen die Exponate der Ausstellungsräume fotografieren und die bildlichen Aufnahmen auf Social-Media-Plattformen neu kontextualisieren? Sarah Maria Ullrich zeigt anhand dichter ethnografischer Beschreibungen, dass diese vermeintlich banalen Praktiken im Kern eines vielschichtigen Spannungsfelds stehen, in dem sich nichts weniger als die Frage verhandelt, wie digitale Medien die moderne Museumserfahrung verändern. Sie illustriert, wie mediale Visualisierungstechniken als neue Formen des Widerstands im Kontext gesellschaftspolitischer Aushandlungsprozesse fungieren und damit nicht zuletzt auch die Deutungshoheit etablierter musealer Institutionen ins Wanken bringen.
***Angaben zur beteiligten Person Wernsing: Susanne Wernsing ist Historikerin und freie Ausstellungskuratorin.
Wie wandelt sich die Wahrnehmung des Meeres? Dieser Band vereint geistes- und kulturwissenschaftliche Aufsätze zu den Praktiken und Medien der Wahrnehmung, Deutung und Rezeption des Meeres im 19. und 20. Jahrhundert. Die Autorinnen und Autoren belegen darin, dass sich in historischen Zeugnissen der Auseinandersetzung mit dem Meer nicht einfach punktuelle, zeitlich und räumlich "eingefrorene" Beobachtungen manifestieren, sondern immer auch veränderte Bewertungen. In ihren Beiträgen werden die Varianten der Meereswahrnehmung – je nach Standpunkt des Betrachters vom Schiff, von der Küste oder vom Hinterland aus – ebenso berücksichtigt wie die vielfältigen Formen der Überlieferung – von wissenschaftlichen Beschreibungen bis zu künstlerischen Zeugnissen.
Kooperative Informationsinfrastrukturen als Chance und Herausforderung zu diesem Thema werden die Beiträge für die Festschrift für Thomas Bürger zum 65. Geburtstag zusammengestellt. Mehr als 40 Beiträge von renommierten Fachwissenschaftlern und Bibliothekaren geben einen aktuellen Überblick.
Das Retabel von Schloss Tirol ist um 1370 datiert und damit das wohl älteste weitgehend vollständig erhaltene Flügelretabel im Alpenraum. Außerdem ist es eines der ersten wichtigen Ausstellungsstücke, das bereits 1826/1827 in das Tiroler Landesmuseum kam. 2016 starteten die Tiroler Landesmuseen ein Projekt zur Erforschung und Konservierung des Retabels. Ziel des Projektes war von Beginn an nicht nur das Generieren von Fachinhalten, sondern auch die Vermittlung der Forschungstätigkeiten an die Museumsbesucher*innen und die breite Öffentlichkeit. In diesem Kontext fanden laufend Veranstaltungen statt und Bildmaterial wurde in einer interaktiven Online-Präsentation veröffentlicht (altarinteraktiv.tiroler-landesmuseen.at). Bei der Tagung am 20. und 21. April 2023 in Innsbruck und Schloss Tirol wurden die Ergebnisse der Untersuchungen vorgestellt und Aspekte der Materialien, der Geschichte und Ikonografie des Retabels gemeinsam mit Fachleuten aus Restaurierung, Naturwissenschaft, Kunstgeschichte, Geschichte und Kulturwissenschaft diskutiert. Die Tagungsbeiträge sind in diesem Band zusammengestellt.
Im Zeitalter digitaler Medienpraxis sind explizite Bilder des Leids allgegenwärtig. Allerdings kommt es im täglichen Nachrichtenfluss immer wieder zur Veröffentlichung von Bildern, bei denen es diskutabel ist, ob sie öffentlich gezeigt werden sollten oder nicht. Auch Kunst, die sich mit Themen wie Kriegen, Genoziden und anderen politischen Konflikten befasst, muss sich den Kontroversen um die Sichtbarmachung des Leids stellen. Marie-Luise Zielonka stellt neben den beiden Alternativen »zeigen« oder »nicht zeigen« eine weitere Möglichkeit für Künstler*innen in der Fotografie vor: Das zeigende Nicht-Zeigen mittels impliziter Bilder kann kontroverse politische Themen sichtbar machen.
Macht, Wissen, Teilhabe - diese Begriffe sind für die Entwicklung von Sammlungsinstitutionen im 21. Jahrhundert zentral. Wie können Museen und Bibliotheken ihre Rolle als Vermittler, Bewahrer und Produzenten von kulturellem Wissen neu denken? Welche Rolle spielen ihre Besucherinnen und Besucher? Wer kann in einer globalisierten und digitalen Welt Deutungsmacht ausüben? Die Beiträge aus Wissenschaft und Praxis reflektieren aus unterschiedlichen Perspektiven, wie sich Museen und Bibliotheken in diesem Spannungsfeld positionieren. So befassen sich Karl-Siegbert Rehberg, Horst Bredekamp, Lambert Wiesing und Wolfgang Ullrich grundlegend mit Praktiken des Sammelns, Zeigens und Ausstellens. Ursula Rao, Stefanie Mauksch und Sarah Fründt gehen auf die besondere Rolle von Ethnologischen Museen ein, während Susanne Wernsing und Cindy Denner aus kuratorischer Perspektive neue Wege der Wissensproduktion in Ausstellungen beschreiben.
Museen und das Thema ›Museum‹ haben Konjunktur. Aber welche Funktion kommt dem Museum in der gegenwärtigen globalisierten Kultur genau zu und welche Bedeutung hat es für das historische Gedächtnis sowie die kulturelle Identität? In welchem Verhältnis stehen die musealen Aufgaben des Sammelns, Zeigens, Bewahrens und Unterhaltens zueinander? Und gibt es ethisch begründete Grenzen des Sammelns und Zeigens? Die Beiträge des Bandes widmen sich diesen und anderen aktuellen museumsphilosophischen Fragen, die von der etablierten Museumstheorie, aber auch von der ›New Museology‹ allenfalls am Rande gestreift werden.
Mit dem gesellschaftlichen Wandel kommen traditionelle Arbeitsweisen von Museen zunehmend an ihre Grenzen: Die Rahmenbedingungen für das Management von Kulturinstitutionen verändern sich grundlegend. Dennoch sind Themen wie Cultural Entrepreneur- und Leadership, Design Thinking und künstliche Intelligenz immer noch nur Randerscheinungen des Museumsdiskurses. Wie sollten sie aussehen, die Museen der Zukunft? Und welche Bedeutung hat Innovation für eine nachhaltige Entwicklung von Kultureinrichtungen? Der Band versammelt hierzu Beiträge führender Persönlichkeiten aus der Museums- und Kulturlandschaft, die aus unterschiedlichen Blickwinkeln zukunftsweisende Methoden und Ansätze für die Arbeit in Museen aufzeigen.