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Diese Ausgabe von Tierstudien steht unter dem Motto "Tiere erzählen". Tieren wird traditionell der Logos (Sprache, Rationalität) abgesprochen. Was passiert, wenn Tiere Sprache erhalten und sie nicht nur Laute produzieren? Inwiefern wird dadurch die Speziesgrenze neu perspektiviert? Werden Tiere notwendig anthropomorphisiert, wenn ihnen eine (eigene) Stimme verliehen wird, mit der sie ihre Geschichten erzählen können? U.a. diesen Fragen widmen sich die Aufsätze zu erzählenden Tieren in medialen, naturgeschichtlichen und literarisch-philosophischen Kontexten. Die Analysen leisten eine Relektüre von bekannten ikonischen Tieren wie dem weißen Hai, dem gestiefelten Kater oder dem bösen Wolf. Es wird deutlich, dass die Semiotik und Sprache der Tiere immer auch eine politische Dimension besitzen, die besonders im Hinblick auf vom Krieg traumatisierte Hunde oder in der Klage geschlachteter Schweine über Tiertransporte manifest wird. Die drei Bildstrecken beschäftigen sich mit dem Erzählen von Tieren und für Tiere in der Kunst: in der Autobiographie ausgestopfter Tiere, dem Lesen von Ameisenspuren und der Neuerzählung des Gilgamesch-Epos für Affen.
Wie wird Gewalt gegen Kinder und Jugendliche durch Fachkräfte in pädagogischen Institutionen verschwiegen? In der vorliegenden Studie geht es um ein Team der stationären Eingliederungshilfe, das systematische Gewalt unter Berufung auf ein behaviorales Gruppenkonzept jahrelang als Therapie legitimierte. Aus narrativen Interviews und dem Übergabebuch des Teams werden Entstehungskontexte und Praktiken rekonstruiert und mit einer Heuristik des Schweigens analysiert. Die Befunde zeigen Möglichkeiten zur Verschleierung von Machtmissbrauch und Gewalt in etablierten Arbeitsformen wie der Dokumentation und der Elternarbeit. Sie verdeutlichen auch, dass routinierte Schweigepraktiken Aufdeckungsmomente in Organisationen überdauern können.
Thomas Ostermeier is the most internationally recognised German theatre director of the present. With this book, he presents his directorial method for the first time. The Theatre of Thomas Ostermeier provides a toolkit for understanding and enacting the strategies of his advanced contemporary approach to staging dramatic texts. In addition, the book includes: Ostermeier’s seminal essays, lectures and manifestos translated into English for the first time. Over 140 photos from the archive of Arno Declair, who has documented Ostermeier’s work at the Schaubühne Berlin for many years, and by others. In-depth ‘casebook’ studies of two of his productions: Ibsen’s An Enemy of the People (2012) and Shakespeare’s Richard III (2015) Contributions from Ostermeier’s actors and his closest collaborators to show how his principles are put into practice. An extraordinary, richly illustrated insight into Ostermeier’s working methods, this volume will be of interest to practitioners and scholars of contemporary European theatre alike.
Das Märchendrama stellt innerhalb der deutschsprachigen Dramatik eine eigene Tradition dar. Die Studie zieht erstmalig eine große Linie von der Romantik bis in die Gegenwartsliteratur. Die Relevanz dieses Korpus für die Dramenliteratur zeigt sich in den vielfältigen intertextuellen, reflexiv-kritischen Perspektiven und zeitgenössischen Fragestellungen der Märchenbearbeitungen. Methodisch verbinden sich medien- und gattungstheoretische Fragestellungen mit kultur- und sozialhistorischen Aspekten, um die bislang unterschätzte Verwandtschaft des Märchens mit dem Theater greifbar zu machen.
Die Forschungsfrage dieser Arbeit lautet, ob es zwischen der theologischen Idee des allgemeinen Priestertums aller Gläubigen und pädagogischen Denkfiguren unter dem Stichwort Empowerment historische, insbesondere aber systematische Parallelen und Zusammenhänge gibt. Zur Untersuchung dieser Frage unternimmt die Arbeit interpretative Vermittlungen zwischen der theologischen Tradition auf der einen und gemeindepsychologischen, sozialarbeitstheoretischen, förderpädagogischen und pädagogischen Empowerment-Theorien auf der anderen Seite. Dabei werden auch die Ambivalenzen und unbeabsichtigten Folgen beider Leitideen deutlich. Insgesamt wird so in interdisziplinärem Ausgriff der Horizont fü...
Märchen haben bis heute eine große kulturelle Bedeutung in unserem Alltag. Daher dürfen Märchen auch nicht hinsichtlich ihrer zentralen Stellung in Bezug auf die kindliche Entwicklung und Erziehung unterschätzt werden. In den Märchen spielen Figuren, deren Charaktere und Verhalten ebenso eine Rolle wie Entwicklungen der Handlung und deren moralische Deutungen. Beachtet man noch den historischen Kontext, in dem die Sammlung der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm entstand, muss man feststellen, dass christliche Moralvorstellungen ein entscheidender Bestandteil von Erziehung waren. Die Arbeit will daher am Beispiel eines ausgewählten Märchens der Brüder Grimm („Brüderchen und Schwesterchen“, Kinder- und Hausmärchen (KHM) 11) untersuchen, inwiefern sich Bezüge zur Religion und zum Christentum im Text erhalten und in den verschiedenen Ausgaben des Textes verändert haben. Dabei soll untersucht werden, wo es direkte Bezüge zur Religion gibt und ob beziehungsweise wie diese sich im Laufe der Zeit veränderten. Außerdem soll geprüft werden, ob es neben direkten Bezügen auch indirekte Verweise auf religiöse Themen gibt.
Band 12, der den Abschluss des Historischen Wörterbuches der Rhetorik bildet, bietet eine umfassende Bibliographie zu Quellen und Forschungsliteratur.
In den letzten Jahren werden – u.a. angestoßen durch transhumanistische Diskurse und einschlägige Publikationen wie Insect Media (Jussi Parikka) oder Das Internet der Tiere (Alexander Pschera) – Tiere und Medien zunehmend auf produktive Weise zusammengedacht. Tiere sind dabei nicht auf die Rolle eines kulturwissenschaftlich beschreibbaren Motivs beschränkt, sondern sie treten in vielfältiger Weise als Mediennutzer in Erscheinung – etwa in der Animal Computer Interaction, die sich zunehmend als eigene Disziplin gegenüber der Human Computer Interaction positioniert. Medien schaffen eine neue Form der Verbindung zu Tieren und können teilweise sogar für die Tiere selbst von Nutzen s...
Gott ist tot! Nur welcher? Schon lange sind die Traueranzeigen für einen Gott im Umlauf, den wir uns als übermächtigen Agenten oder als souverän existierenden Geist im quasi-raumzeitlichen Jenseits vorstellen. Eine sich atheistisch verstehende Theologie macht gegen alle zeitgenössischen Versuche theistischer Revisionen mit der Grablegung Gottes ernst. Zugleich wendet sie sich gegen Programme, die den religiösen Glauben auf eine moralische Lebensführung, einen seelischen Zustand oder ein ganz bei sich bleibendes Selbstverhältnis reduzieren. Die atheistische Alternative wird sichtbar, wenn der religiöse Glaube als eine konkrete Perspektive auf alles, was uns umgibt, verstanden wird. Nichts Neues jenseits der Welt wird dann behauptet, sondern eine ganz neue Sicht auf diese eine Welt eingeübt. Was das konkret heißen kann, veranschaulicht dieser Essay und macht deutlich, dass der Atheismus nicht den Sinn des Glaubens verneint – im Gegenteil: Atheismus und der Glaube an Gott schließen sich nicht aus. Vielmehr präzisiert der Atheismus, was es mit Gott noch heute auf sich haben kann.