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Wolfgang Bauer (1941–2005), einer der Hauptvertreter österreichischer Avantgarde, steht im Zentrum von Horst Waggershausers Studien. Sie konzentrieren sich auf die experimentelle Komik über Komik besonders in Bauers frühen Schriften "Mikrodramen", "Fieberkopf" und Gespenster". Erstmals wird das spannungsvolle und in der Literaturwissenschaft bisher überraschend wenig beachteten Verhältnis von Avantgarde und Komik genauer untersucht. Karnevalistische wie ludische Aspekte gewinnen poetische Relevanz und verweisen auf eine experimentelle Lebenspraxis der fröhlichen "Identität des Nichtidentischen". Waggershauser zeigt differenziert und hellsichtig, wie Komik bei Bauer keinen marginalen Effekt von Normabweichungen, sondern ein umfassendes Konzept einer angestrebten Einheit von Kunst und Leben darstellt.
In der Literaturgeschichte treten die fünfziger Jahre als Aufbau- und Verdrängungsjahre, nicht als eine Zeit für Komik, Satire und Groteske in Erscheinung. Der neue Band des Jahrbuchs zeigt ein anderes Bild: Weibliche satirische Stimmen wie die von Irmgard Keun werden vorgestellt, die Massenmedien der Zeit sind mit Erika Fuchs' Disney-Übersetzungen und Kurt Hoffmanns Film "Wir Wunderkinder" vertreten. Das komplexe Verhältnis zwischen Loriot und Wolfgang Hildesheimer wird rekonstruiert, die Literatur der DDR ist mit Heiner Müller und dem Kabarett "Die Distel" präsent. Die Werke Arno Schmidts wie der Wiener Gruppe stehen für komische Verfahren avantgardistischer Literatur, Zeitgeschichte mit groteskem Einschlag findet sich in den Romanen von Günter Grass. Die ›biederen‹ fünfziger Jahre gewinnen eine überraschend selbstironische Färbung.
Die klassischen Avantgarden seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert sind ein reich bestelltes Forschungsfeld; für die deutschsprachige literarische Moderne ist deren Entwicklung 1933 abgeschnitten worden. Neue Avantgarden haben zunächst mit einzelnen Œuvres wie denen Arno Schmidts und Wolfgang Koeppens eingesetzt. Nach 1960 sind sie aber phasenweise zur bestimmenden Literatur im öffentlichen Diskurs geworden. Diese Tendenzen haben noch keine vergleichbare wissenschaftliche Aufmerksamkeit gefunden; in der Reihe sollen daher in lockerer Folge Avantgarde-Phänomene seit 1945 behandelt werden. Helmut Heißenbüttel bot sich als Integrationsfigur der Avantgarden für einen Eröffnungsband an; weiterhin sollen vor allem Themen wie die Aufnahme populärer Kultur durch die Neoavantgarden, der experimentelle Roman, die Avantgardisierung der Literatur in den 1960er und 1970er Jahren, die österreichische Avantgarde und das Verhältnis von Avantgarde und Postmoderne in den Mittelpunkt der Reihe gestellt werden.
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