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Diese Studie entwirft eine Typologie des Verschwindens in der Literatur und spannt dabei den Bogen von vormodernen Texten bis hin zur unmittelbaren Gegenwartsliteratur. Überall auf der Welt verschwinden Menschen: Sie werden entführt, verschleppt, heimlich ermordet; sie verlaufen sich oder gehen einfach weg. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob das Verschwinden als paradigmatisches Symptom der Moderne und Postmoderne angesehen werden kann. Untersucht werden zahlreiche literarische Texte, von Hawthorne über Poe, Borges, Auster bis hin zu Danielewski. Eine ausführliche Analyse gilt dem Werk Roberto Bolaños, der als Autor des Verschwindens schlechthin präsentiert wird.
Für den Autor Tom McCarthy ist der langsam wachsende, graue "Buffering-Balken" das Symbol für das Gespenst gewordene Noch-nicht des digitalen Contents. Als Noch-nicht ist auch der im Entstehen begriffene Text so ein Mittelding, und ein Mittel: etwa um Paranoia zu bannen und Gespenster, oder was uns sonst noch so heimsucht. Die Vorstellung von Gegenwart als einer gebufferten also, als Stream, und der Text als Problem zwischen der Retrobewegung (als Ausweg?) einerseits und dem Loop dessen, was "sich verfängt und wüst modert" andererseits. In diesem Heft soll es um die Gespenster gehen, das Verweigern von Ratio und diverse Wiedergänger. Dieses Vorwort ist das Noch-nicht dieser Ausgabe und gewissermaßen ihr Buffer-Symbol.
"was entweicht beim verbrennen der wörter in zahlen, der zahlen in wörter?" In der 20. Ausgabe der metamorphosen geht es um die Alchemie – als Chiffre für das Rational-Irrationale der modernen "Hard Sciences": also fortschreitende Naturbeherrschung einerseits, andererseits das Utopische, etwa in dem irrwitzigen Gedanken, Metall in Gold zu verwandeln. Wir haben die großen Fragen: Wie lang wir leben, was wir essen, wie wir lieben und sterben wollen. Dabei geht es auch um den irrationalen Hype , in den sich vorsichtig formulierte Vermutungen verwandeln können, um Geheim- und Pseudowissenschaften – und nicht zuletzt um die Frage, ob das fiktionale Schreiben in diesem Spannungsfeld mehr kann als nur zu floskeln: "Amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden".
Gehen, das heißt auch: flanieren, spazieren, sich treiben lassen, Umwege nehmen. Im Gehen zeigt sich die Kartographie unseres raumbezogenen Möglichkeitssinns. Als eine von den Umständen bedingte Praxis wird es im Gehen aber auch immer dort reizvoll, ja, gefährlich, wo den Gehenden Grenzen gesetzt werden: Wo Werbung, Straßenschilder, Mauern und Zäune unsere Gehgeschwindigkeiten bestimmen. Wo inmitten der Architektur unsere Emotionen geformt werden. Und wo zwischen den Rastern der Norm – von der Bordsteinkante bis zur Skyline – die Stadt aufscheint.
Salbeitrips und Art Garfunkel; über unendliche Treppen und die nie enden wollende Flucht in den Frieden; die Poesie der Algorithmen gegen die Allmacht der Möbelkonzerne; Gedanken zu Blogs, neue Lyrik und ein Gespräch in New York. Oder, anders gesagt: Texte, die etwas wollen. Loslegen nämlich. Den Aufbruch, die Wende, den Vorstoß. Texte, die fragen, wer sich wo noch was traut heute beim Schreiben. Die den Bogen überspannen, etwas wagen. "Kühn totalitär roh kämpferisch und lustig", so müsse geschrieben werden, das forderte einmal einer in Klagenfurt, mit offener Stirn und blutigem Gesicht, "so wie der heftig denkende Mensch lebt."
Verlassen wir also die Hörsäle und die Cafés, die Lesezimmer und den Ohrensessel, um den Arbeitskraftbesitzern zu folgen, in die verborgene Stätte der Produktion, an deren Schwelle zu lesen steht: "No admittance except on business." Diese Ausgabe der metamorphosen ist dem scheinbar alltäglichsten Thema unserer Gesellschaft gewidmet: der Arbeit. Doch die ist nicht so einfach zu greifen: In vielen (aber nicht allen) Bereichen verliert die klassische Trennung von Arbeit und Freizeit ihre Bedeutung. Immer öfter wird Freizeit zu Arbeit, sieht Arbeit wie Freizeit aus. Gleichzeitig hat es den Anschein, als wäre die Arbeit in der gegenwärtigen Literatur die große Abwesende. Sie findet irgendwo im Hintergrund statt und bestimmt weder Figuren noch Form.
Was sind queere Narrative? In welchem Verhältnis stehen Sprache, Repräsentation und queere Körperlichkeit? Gibt es queere Tabuthemen? Ist queere Literatur zwangsläufig Aktionismus? Also queere Literatur als Littérature engagée? Wir schlängeln uns mit unserer neuen Ausgabe durch Farben und Formen queerer Literatur, stürzen uns ins Begehren und Nicht-Begehren, besiedeln Vielfältigkeit und verknüpfen Singularitäten – queer, kritisch, und beautifully eccentric!
"Zehn bis fünfzehn gute Jahre für Science-Fiction" prognostiziert der Perry-Rhodan-Autor Kai Hirdt im Gespräch mit Leif Randt und den metamorphosen. Warum er damit vermutlich recht hat – und warum die in Deutschland immer noch so oft belächelte Science-Fiction sehr viel mehr ist als Trend und Genre, steht in unserer neuen Ausgabe. "Neo, Neo; Neo", die Nummer 15: mit Beiträgen von u.a. Tommi Brem, Christopher Ecker, Joshua Groß, Judith Hennemann, Kai Hirdt, Leif Randt, Andreas Reichelsdorfer und Maddalena Vaglio Tanet.
Berlin war zwischen 1945 und 1990 der symbolische Ort einer in zwei Blöcke geteilten Welt. Nicht jede Verbindung wurde aber unterbrochen. Manche Kommunikationsformen blieben über den Eisernen Vorhang hinweg – jedenfalls rudimentär – erhalten. Christliche Gemeinschaften hatten den Anspruch, ihre kirchliche Einheit über staatliche Grenzen aufrechtzuerhalten und zu verteidigen. Mit Blick auf die Stadt Berlin wird deutlich, wie religiöse Vergesellschaftung unter den Bedingungen der Trennung funktionierte und in welcher Weise kirchliche Akteure in der Lage waren, die Mauer zu überwinden. Dabei lassen sich christliche Gemeinschaften in Ost und West nicht einfach bloß als „Selbige“ oder „Andere“ fassen: Ausgehend von gegenseitiger Beobachtung und geteilter Kommunikation werden grenzübergreifende Verflechtungen sichtbar, die neben Unterschieden und Gemeinsamkeiten, Konkurrenzmomente und Abgrenzungsbedürfnisse und damit den Wandel von Einstellungen und Werten als Wechselwirkungen beschreiben.
Angst, die: Sag mir, wovor du Angst hast, und ich sage dir, wer du bist. Sag mir, wovor du Angst hast, und ich sage dir, wo du stehst. Sag mir einfach, wovor du Angst hast. Die neuen metamorphosen haben sich dem Horror verschrieben, dem sublimen und dem drastischen Grauen, dem gesellschaftlichen und individuellen Schrecken. Wir fragen uns: Wer sind die lebenden Toten, heute, am Beginn des neuen Jahrtausends? Wer versteckt sich unter eurem Bett? Taugen Zombies noch als Schreckensbringer und wenn nein, welche Gruselgeschichten treiben uns heute um? Was muss ein Text haben, um so richtig grausig zu sein, im dauerwachen Jahr 2020?