You may have to Search all our reviewed books and magazines, click the sign up button below to create a free account.
Der Mensch ist an den linearen Ablauf der Zeit gebunden. Bereits Geschehenes ungeschehen machen – ein Gedanke, den jeder Mensch bereits einmal hatte. Im Film kann dieser Gedanke Wirklichkeit werden. Hier kann ein und dieselbe Begebenheit in verschiedenen Versionen dargestellt werden. Auf dieses Spiel mit den Möglichkeiten ist die Faszination, die von Variantenfilmen ausgeht, zurückzuführen. Der Film macht das Unmögliche möglich, die Handlung ist nicht mehr an einen linearen Ablauf gebunden – die Figuren sind von den Fesseln der Zeit befreit. Zufall, Subjektivität der Wahrnehmung und perspektivische Verzerrungen erscheinen plötzlich in einem ganz neuen Licht. Gleichzeitig stellt di...
Calais, Lampedusa, Lesbos – „Migrationssommer“ 2015. Sofort gesellen sich Bilder zu diesen Worten. Die Ankunft überfüllter Schlauchboote, leuchtende Rettungswesten, zur Hilfe gereichte weiße Hände, erschöpfte Menschen of Color. Es sind tagesaktuelle, medial verbreitete Bilder, die vor dem kollektiven inneren Auge auftauchen. Doch welche Bilder werden zu diesem Thema im Spielfilm erschaffen? Wie sieht die Ankunft von Geflüchteten aus dem globalen Süden im fiktionalen München, Budapest oder Helsinki aus? Lucca Kohn zeichnet nach, wie filmische Stereotype mit sozialen Stereotypen verknüpft sind und wie hartnäckig sich diese Versatzstücke im europäischen Spielfilm halten. Nach ...
„The birds will sing at 1.45“: Mit dieser Notiz informiert Alfred Hitchcock in Sabotage (USA 1936) das Publikum über eine bevorstehende Bombenexplosion. Dem Jungen, der dieser Katastrophe ausgesetzt ist, wird dieses Wissen gänzlich vorenthalten – ein Paradebeispiel der Suspense, dem von Hitchcock beschriebenen Spannungskonzept, dass sich durch einen Informationsvorsprung des Publikums gegenüber der in Gefahr schwebenden Figur auszeichnet. Das Mehrwissen des Zuschauers ist eine verbreitete Strategie in Spannungsszenen, doch ist sie existenziell? Welcher Instrumentarien bedient sich der Film noch, um den Zuschauer in bange Erwartung zu versetzen? Wird das Spannungsangebot der betreffe...
Durch die Medienkonvergenz ergeben sich neue Möglichkeiten, mediale Inhalte zu gestalten und auf sie Einfluss zu nehmen. Dies führt zu einer Vielzahl neuer Formen transmedialen Erzählens. Sie sind Gegenstand dieses Sammelbands, zu dem Fachvertreter der Literatur- und Kulturwissenschaft, der Theater- Film und Medienwissenschaft, der Ethnologie und der Journalistik beigetragen haben.
Michelangelo Antonionis Interesse für Architektur, das sich in seinen Filmen über die bildhafte Mise en Scène manifestiert, war wiederholt Gegenstand kunst- und filmwissenschaftlicher Schriften und wird in Architekt*innenkreisen beständig zelebriert. Bisher wurden Antonionis Filme jedoch kaum mit Blick auf den jeweils spezifischen architekturhistorischen Kontext untersucht – obwohl es im Wesentlichen Antonionis filmische Inszenierung der gebauten Umwelt war, durch die er als modernistischer Filmemacher Gegenwartsphänomene der Nachkriegszeit kritisch reflektierte. Jacqueline Maurer weist nach, dass in Antonionis L’Eclisse der römische Stadtteil EUR nicht bloß – wie in der SekundÃ...
Juliane Apel fragt nach den Formen kreativer Partizipation von Konsumenten an der Werbekommunikation, die sich in der jüngeren Werbegeschichte herausgebildet haben. Ziel ist, die Entstehung partizipativer Werbeformen nachzuzeichnen und eine Systematisierung ihrer kreativ-konzeptionellen Charakteristika zu entwickeln. Durch die Gegenüberstellung mit Konzepten der Publikumsbeteiligung im Bereich von Kunst und Kultur zeigt die Autorin Parallelen auf und reflektiert existierende Erkenntnisse. Die Untersuchung trägt einen entscheidenden Baustein zur Werbegeschichtsschreibung bei, der bisher unberücksichtigt blieb und ermöglicht die Auseinandersetzung mit dieser besonders raffinierten Form der Beeinflussung, ihren Maskeraden und kontemporären Ästhetiken.
Wie tragen mediale Repräsentationen zur Konstruktion von Ungleichheit bei? Marlies Klamt vergleicht, wie die brisanten Themen Pädophilie und sexueller Missbrauch in fiktionalen »Tatort«-Folgen sowie journalistischen Beiträgen dargestellt werden. Im Zentrum der Studie steht der Normmensch, dessen Machtposition angreifbar wird, wenn er als pädosexueller Täter auftritt. Durch die kultursemiotische, medienwissenschaftliche Methodik und die Verknüpfung von weißseinskritischer Perspektive mit einem intersektionalen Ansatz erweitert Marlies Klamt das theoretische und methodische Instrumentarium zur Erforschung von Ungleichheit.
Die Filme des polnischen Regisseurs Andrzej Żuławski sind überbordend und frenetisch, seine Figuren scheinen wie von heiliger Raserei ergriffen und rotieren ständig zwischen existenzieller Angst und transzendentaler Epiphanie. Alexander Schmidts brillante Analyse der filmischen Handschrift des Auteurs Żuławski postuliert als zentralen Fluchtpunkt seines Werks die Selbstüberschreitung, die zugleich Ekstase wie auch Exzess und moralische Transgression ist. Ausgehend von der kulturgeschichtlichen Bedeutung der Ekstase in Religion und Philosophie, vor allem bei Friedrich Nietzsche und Georges Bataille, stellt Schmidt Verbindungen zwischen den Formen ekstatischen Außer-sich-Seins und den filmischen Darstellungen und Gestaltungsweisen in Żuławskis Filmen dar. Als Verbindungsglied zwischen den oft schwer fassbaren, mystischen Konzepten von Ekstase und Überschreitung einerseits und konkreten filmischen Mitteln andererseits dienen dabei auch Ideen der Filmtheoretiker Gilles Deleuze und Kristin Thompson.
Nur im Kino lässt sich der intime und magische Moment der Verwandlung einer Figur in einen Clown beobachten. Warum findet sich eine solche Maskierungsszene immer wieder in Filmen, selten jedoch im Theater oder Zirkus? Dass dies kein Zufall ist, macht Yvonne Augustin anhand detaillierter Filmanalysen unterschiedlicher Regionen und Epochen deutlich. Dabei zeigt sich, dass genau in dem Augenblick der Clown-Werdung gesellschaftliche Masken fallen und kulturelle Ängste sowie soziale Konflikte demaskiert werden. Eine Vielzahl von Beispielen aus der älteren und jüngeren Filmgeschichte macht die Lektüre zu einem Streifzug durch die bunte, wenn auch nicht immer fröhliche Welt filmischer Clowns-Figuren und ihrer Masken.
In Erweiterung des 9/11- und (Anti-)Terrorismus-Diskurses untersucht die filmwissenschaftliche Studie die Inszenierung, Produktion und Rezeption des US-Spielfilms im Jahrzehnt nach den Anschlägen des 11. Septembers 2001. Mit der Re- und Dekonstruktion medialer Darstellungen von ‹Terror› und dessen Bekämpfung wird gleichzeitig eine grundsätzliche Theorie zur Relation von Kino und Zeitgeschichte entwickelt. Exemplarische Analysen erfassen etwa Prozesse retroaktiver Umdeutungen (The Siege), filmisch-historischer Parallelisierungseffekte (Black Hawk Down), fragmentarischer Überrepräsentationen (United 93), multidimensionaler Tongestaltungen, asymmetrisch-zirkulärer Narrationen (Renditi...