You may have to Search all our reviewed books and magazines, click the sign up button below to create a free account.
Die Studie über das Stuttgarter Hoftheater denkt Theater und Stadt zur Zeit der Elektrifizierung um 1900 zusammen. Welchen Einfluss hatte die Theatertechnik auf die werdende Großstadt? Wie wurde umgekehrt das Theater durch die Urbanisierung und Technisierung der Stadt geprägt? Die Studie untersucht anhand historischer Quellen diese Wechselbeziehung über die Analyse neuer räumlich-materieller Vernetzungen. Außerdem analysiert sie kollektive Großstadt-Imaginationen, die zwischen 1902 und 1912 bei der Planung eines Theaterneubaus in Stuttgart aufkamen und die insbesondere über die Architektur und Technik des Theaters verhandelt wurden. Zentral war dabei eine Aushandlung im Spannungsfeld von Tradition und Moderne. So zeigt die Studie, dass auch ein Hoftheater fern der Metropolen als Ort der Moderne erfahren werden konnte, und leistet somit am Schnittpunkt von Theater-, Technik-, Stadt- und Kulturgeschichte einen Beitrag zur Erforschung der Vielfalt des deutschen Theaters um 1900.
Was ist eine Landschaft heute? Das Buch findet hierauf eine Antwort, indem es von zeitgenössischem Theater erzählt. Der Begriff »Landschaft« hat eine lange kunstgeschichtliche Tradition voller unaufgelöster Widersprüche. Unklar ist im Kern sogar, ob die Wahrnehmung von Landschaft der Kunst vorausgeht oder erst durch sie entsteht. Der Band leistet einen kritischen Beitrag zu dieser Debatte und trägt dazu bei, mithilfe von zeitgenössischem Theater Landschaft heute neu zu entdecken. Vorgestellt wird die Arbeit der freien Theatergruppe »Schauplatz International«, deren Stücke tradierte Wahrheiten des Theaters in Frage stellen und zugleich versuchen, zeitgenössische Landschaften abzubilden.
Wie wird Wirklichkeit erfasst und Wissen organisiert? Im Rahmen von dokumentarischen Praktiken werden diese Frage und die damit verbundenen Machtdynamiken immer wieder ausgehandelt. Die Beiträger*innen bestimmen aus interdisziplinärer Perspektive dokumentarische Gefüge als temporäre, spontane und dynamische Relationalitäten, über die nicht-linear, nicht-hierarchisch und nicht-patriarchal nachgedacht wird. Damit verweisen sie auf Beziehungen, Situationen und (Problem-)Lagen des Dokumentarischen, die sich als Intensitäten von Lebensverhältnissen, Wissensorganisationen, Umgebungen oder Infrastrukturen verstehen lassen.
Schauspielerinnen als »Theaternutten«, Direktoren als »Zuhälter im Hausvaterrock« und Theater als »Fleischmarkt« - der Vergleich von Theater und Prostitution, Schauspielerin und Prostituierte zieht sich von der Antike bis zur Gegenwart. Über den Prostitutionsdiskurs werden Status der Schauspielerin, sinnlich-körperliche Wechselbeziehung von Zuschauenden und Darstellenden sowie ökonomische Bedingungen der Schauordnung Theater verhandelt. Melanie Hinz geht diesen Ökonomien des Begehrens in der Arbeit am Theater sowie im Verhältnis von Zuschauer und Schauspielerin anhand von historischen Texten um 1900, Theaterprogrammatiken von Brecht und Grotowski bis hin zu zeitgenössischen Performances von She She Pop und Jochen Roller nach und trägt damit zur Grundlegung einer genderkritischen Theaterwissenschaft bei.
Improvisationstheater ist eine weltweit erfolgreiche Theaterbewegung, die immer mehr Menschen erfasst. Während die Praxis blüht und gedeiht, fehlt bisher eine gründliche theaterwissenschaftliche Aufarbeitung. Das ändert sich mit diesem Buch: Gunter Lösel, selbst seit vielen Jahren Improvisationsschauspieler, nähert sich dem Thema aus theaterwissenschaftlicher Perspektive. Es gelingt ihm zu zeigen, dass Improvisationstheater ein Spiel mit den Prozessen der sozialen Konstruktion von Wirklichkeit ist, und er untersucht, wie diese Bühnenrealität scheinbar aus dem Nichts entsteht und immer neue, überraschende Formen hervorbringt.
Das zeitgenössische Theater stellt häufig eine Herausforderung für das Publikum und die Aufführungsanalyse dar. Um verschiedene Möglichkeiten des Zugangs zu erläutern, führt der Band praxisnah und anschaulich in die theoretischen und methodischen Grundlagen der theaterwissenschaftlichen Aufführungsanalyse ein. Dabei wird eine flexible Methode vorgestellt, die es den Analysierenden ermöglicht, die ästhetischen Merkmale einzelner Aufführungen des zeitgenössischen Theaters zu ermitteln und zu untersuchen. Anhand konkreter Beispiele wird schrittweise gezeigt, wie die eigene Wahrnehmung und Erinnerung zum Dreh- und Angelpunkt der Aufführungsanalyse wird. Leitfragen und exemplarische Analysen zeigen jedem Leser und jeder Leserin, wie sie eine eigene Analysepraxis entwickeln können. Aufführungsanalyse gehört zum Themenkanon der BA-Studiengänge. Diese erste Einführung zum Thema schließt eine große Lücke.
Die Theaterregie ist heute so entfesselt, der künstlerische Möglichkeitsraum so offen wie nie. Kreatives Chaos allenthalben? Nicht wirklich. Denis Hänzi untersucht, wie aus dem Wechselspiel von individuellen Arbeitsweisen und institutionellen Arrangements, alten Idealen und neuen Realitäten das Gefüge der deutschsprachigen Theaterlandschaft hervorgeht. Mit einer charismatheoretischen Erweiterung des Bourdieu'schen Habitus/Feld-Konzepts wird ein innovativer Ansatz zur Analyse gegenwärtiger Kunstwelten formuliert. Dass die »Ordnung des Theaters« zusehends Züge einer Erfolgskultur trägt, welche die männliche Dominanz im Regieberuf zu verfestigen scheint, ist einer von vielen erhellenden Befunden, die das Buch auch für Theaterschaffende und -interessierte spannend machen.
Um Einzelne oder Gruppen nicht als politische Subjekte anzuerkennen, genügt es, ihnen jegliche Art von Äußerung im öffentlichen Raum zu versagen. Diese Strategie wurde auch in dem totalitären Herrschaftssystem verfolgt, das in Polen zu Zeiten des Kommunismus bestand. Unter dem Aspekt der Theatralität analysiert Berenika Szymanski in ihrer interdisziplinären Studie, wie dieses System mit Hilfe von öffentlichen Protestakten seitens der Gewerkschaft Solidarnosc, aber auch anderer zivilgesellschaftlicher Akteure, durchbrochen wurde. Diese Perspektive ermöglicht es, einen entscheidenden - bis dato jedoch vernachlässigten - Beitrag zum politischen Umbruch von 1989 herauszuarbeiten.
Anders als der herkömmliche Migrationsdiskurs strebt das postmigrantische Paradigma eine gegenhegemoniale Wissensproduktion an mit dem Fokus, Migration neu zu erzählen und statisch-binäre Kategorien der (Nicht-)Zugehörigkeit zugunsten migrationsgesellschaftlicher Uneindeutigkeiten und Hybriditäten in Frage zu stellen. Vor diesem Hintergrund setzt sich der Band zum Ziel, das Postmigrantische als Analyseparadigma sowie ästhetisches Gestaltungsprinzip in die literaturwissenschaftliche Diskussion einzuführen und mit Blick auf Literaturproduktion, -rezeption und -kritik für ästhetisch-hegemoniekritische Auseinandersetzungen fruchtbar zu machen.
Neue Theaterformen werden zunehmend mit Kindern und Jugendlichen erarbeitet, die als Akteure und als Experten ihres Alltags ernst genommen werden: Ihr Wissen, ihre Erfahrungen und Persönlichkeiten fließen ein – es geht nicht länger darum, sie durch Theater zu erziehen. Die Arbeit mit Laien ist längst ein wichtiger Teil neuer Formen des professionellen Theaters geworden. Theater bekommt auf diese Weise wieder verstärkt den Charakter eines sozialen Experiments, in dem jeder Mensch mit seiner Persönlichkeit einen Beitrag leisten kann. Dadurch entstehen Freiräume für Kreativität jenseits pädagogischer Zielvorgaben. Dieser Band behandelt das Phänomen erstmals umfassend mit Beiträgen namhafter Wissenschaftler, Besprechungen von Stücken und Interviews mit Künstlern.