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Anna d'Este, Tochter des Herzogs von Ferrara, Ercole d'Este, und der Renée de France, ist eine zentrale Figur der französischen Religionskriege. Christiane Coester macht ihre Biographie nun erstmals zugänglich. Sie nimmt die verschiedenen Rollen der Prinzessin ins Visier: als Tochter, Mutter und Ehefrau, als Vorsteherin eines großen Haushaltes und als politisch agierende Person innerhalb der Machtkonstellation des Hofes. Die Studie bietet so Einblicke in den Alltag der Fürstin, in gewöhnliche und außergewöhnliche Ereignisse sowie in die Beziehungen zu anderen Frauen und Männern der Zeit. Aus den oft sehr unterschiedlichen, ja sogar gegensätzlichen Sichtweisen der Quellen auf Anna d'Este entsteht ein schillerndes Gesamtbild.
Am Beispiel der gescheiterten Bemühungen, in Europa einen einheitlichen Farbfernsehstandard auszuhandeln, thematisiert diese interdisziplinär angelegte Studie die Komplexität internationaler Standardisierungsprozesse. Gleichzeitig leistet sie einen innovativen Beitrag zu einer politischen Kulturgeschichte der Technik. Technik wird als historisch gewachsene, sozial konstruierte und symbolisch aufgeladene Kulturleistung verstanden. Der historische Vergleich zwischen den beiden Hauptakteuren der Farbfernsehkontroverse Mitte der sechziger Jahre bietet einen erfrischenden Blick auf die Geschichte der deutsch-französischen Beziehungen im Kontext europäischer Technikentwicklung.
Diese Studie widmet sich einer der interessantesten europäischen Persönlichkeiten im Zeitalter der Revolutionen. Friedrich Gentz' "romanhaftes Leben" (Albert Sorel) hat viele Interpreten, wie Golo Mann und Paul Sweet, angezogen, aber auch Verwirrung gestiftet. Darüber hinaus sind wesentliche Aspekte seiner Aktivitäten bisher noch unerforscht geblieben. Hier betritt diese Studie Neuland, indem sie die Komplexität wie auch den visionären Charakter des Gentzschen Denkens zum ersten Mal erschöpfend darstellt. Diese Neubewertung resultiert aus einer intensiven Auseinandersetzung mit Gentz-Schriften und -Quellen, die aus der Gentz-Sammlung Herterich in Köln und mehreren europäischen Archi...
Der Rifkrieg (1921-1926) in Nordmarokko ist von der deutschen Geschichtsschreibung nur wenig beachtet worden, und dies obwohl Deutschland in vielfältiger Weise an den Geschehnissen beteiligt war. Mohammed ben Abdelkrim el Khattabi alias Abdelkrim schaffte es, die zerstrittenen Rifkabylen zu vereinen und aus der Widerstandsbewegung gegen die spanischen Invasoren die 1923 proklamierte "Rif-Republik" erwachsen zu lassen. Dirk Sasse geht den deutschen, britischen und französischen Helfern Abdelkrims nach – Ärzten, Technikern usw. –, die zu einer schleichenden Verlängerung des Krieges beitrugen, aber auch bei der vorgesehenen Modernisierung des Landes mithelfen sollten. Sein Buch ist ein Beitrag zur Geschichte der Dekolonisation und zur Geschichte der Vernetzung zwischen der außereuropäischen Bevölkerung und antikolonial eingestellten Sympathisanten in Europa.
Die Republik als Ort der lumières: Dieser Mythos durchzieht die Geschichte des republikanischen Bewusstseins im Frankreich des 19. Jahrhunderts wie ein roter Faden. Vor allem die oppositionelle Bildpublizistik stellte die Lichtnatur der Republik und ihren Kampf gegen die "finsteren" Mächte der Reaktion in immer neuen Facetten dar. Doch auch mit der Konsolidierung der Dritten Republik nach 1870 brach die lang ersehnte "Epoche des Lichts" keineswegs sofort an, umso weniger, als die Republik selbst ihrer Rolle als Lichtbringerin keineswegs immer gerecht wurde. Daniela Kneißl untersucht erstmals, wie die Metaphern "Licht" und "Finsternis" zwischen 1871 und 1914 politische, kulturelle und soziale Konflikte visualisierten, und unterstreicht die vielschichtigen Verknüpfungen von metaphorischer Lichterwartung, technischem Lichtfortschritt und faktischem Lichtbedürfnis.
Die spätmittelalterlichen Heroldskompendien bieten einen wesentlichen Zugang zur Geschichte des Heroldsamtes wie insgesamt zur adeligen Kultur und Lebenswelt. Neben Traktaten zum Heroldswesen enthalten sie vor allem Texte zu adeligen Zeremonien (Turniere, Gerichtskämpfe, Obsequien) wie allgemein zur Welt des Adels, dessen Hierarchien und Zeichen. Damit spiegeln sie einen wichtigen Teil der adeligen Wissenskultur wider und präsentieren sich, von der bisherigen Forschung weitgehend unbeachtet, geradezu als eine Art Grundfibel der adeligen Welt. Mit dem vorliegenden Band werden sie erstmals systematisch erschlossen und unter klaren methodischen Vorgaben analysiert, um sie schließlich vor den Hintergrund der großen gesellschaftlichen Umbrüche ihrer Zeit einzuordnen. Sich weitgehend auf terra incognita bewegend, kommt die Studie dabei zu unerwarteten Ergebnissen.
Der vorliegende Band beschreibt die deutsch-französischen Beziehungen in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre, als sich zwischen beiden Ländern eine gewisse Annäherung abzeichnete, die in den Verträgen von Locarno, der Verleihung des Friedensnobelpreises an den deutschen Außenminister Gustav Stresemann und seinen französischen Kollegen Aristide Briand im Jahre 1926, dem deutsch-französischen Handelsvertrag von 1927 und schließlich dem Kriegsächtungspakt von 1928 ihren Höhepunkt fand. Die Studie untersucht die Beziehungen zwischen den Ländern nicht nur unter den vorherrschenden Interpretationsmustern des deutschen Revisionismus und des französischen Sicherheitsstrebens, sondern analysiert auch, inwiefern "moderne" außenpolitische Konzepte das Verhältnis beider Länder beeinflußt haben. Als "modern" wird dabei die vom amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson eingeleitete Revolution des Völkerrechts verstanden, das auf den Säulen von Demokratie, kollektiver Sicherheit und Freihandel ruhen sollte.
Guibert, Abt von Nogent († um 1125), bekannt vor allem durch seine autobiographische Schrift, tritt uns in seiner polemischen Stellungnahme zum zeitgenössischen Reliquienkult als beinahe aufgeklärter Mensch entgegen. Auf der anderen Seite berichtet er in seinen Werken auch immer wieder von Eingriffen göttlicher oder teuflischer Macht in seine Welt. Karin Fuchs stellt diese Berichte ins Zentrum ihrer Studie: Welche Ereignisse deutete Guibert als Wunder, wie wurden sie kommuniziert, und welche Funktionen hatten überirdische Zeichen in seinen Schriften und für die intellektuelle Gemeinschaft, in der er sich als Mönch und Abt bewegte?
Nach dem Zweiten Weltkrieg galt es für die deutsche Historikerschaft, die eigene Position im Spannungsverhältnis zwischen nationalem Selbstverständnis und internationaler Wissenschaft neu zu justieren. Die Beiträge dieses Bandes verweisen dabei sowohl auf die Beharrungstendenzen als auch auf die Wandlungspotentiale, die die Reinstitutionalisierung der bundesdeutschen Geschichtswissenschaft nach 1945 kennzeichneten. Die Hindernisse, die gerade deutsche und französische Historiker zu überwinden hatten, um nach dem Krieg in eine wissenschaftliche Kommunikation einzutreten, durchziehen den Band wie ein roter Faden. Während es der deutschen Geschichtswissenschaft Schritt für Schritt gelang, sich wieder in die "Ökumene der Historiker" einzuflechten, brachen die Brücken zwischen den Historikern aus der Bundesrepublik und jenen aus der DDR allmählich ab. Beiträge von Christoph Cornelißen, Corine Defrance, Heinz Duchhardt, Astrid Eckert, Thomas Etzemüller, Agnès Graceffa, Mario Kessler, Michael Matheus, Anne Christine Nagel, Ulrich Pfeil, Rainer Riemenschneider, Martin Sabrow, Axel Schildt, Peter Schöttler, Ernst Schulin, Winfried Schulze.