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Überwachen und disziplinieren - die Entwicklung gesundheitsfürsorgerischer Praktiken im 20. Jahrhundert anhand des Beispiels Frankfurt a. M. Ausgehend von der eugenisch geprägten Idee einer national, erbbiologisch und ideologisch definierten "Volksgemeinschaft" wurden im nationalsozialistischen Deutschland Gesundheitsfürsorge und Sozialhygiene zu zentralen Handlungsfeldern der Politik. Jens Kolata untersucht die Praxis der öffentlichen Gesundheitsfürsorge am Beispiel von Frankfurt a. M. von 1920 bis 1960. Das städtische Gesundheitsamt bildete das Zentrum eines Netzes von Institutionen und Personen, die hauptsächlich sozial benachteiligte und am Rande der Gesellschaft stehende Mensche...
Schon bald nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 verhafteten die Nationalsozialisten Tausende Gegner. Bis Ende des Jahres wurden mindestens 100 000 Menschen in Konzentrationslagern und "Schutzhaftabteilungen " eingesperrt. Rechtsgrundlage war die "Verordnung zum Schutz von Volk und Staat" vom 28. Februar 1933. Die Lager dienten zur Demütigung und Ausschaltung der Opposition, zur Einschüchterung der Bevölkerung und damit zur Sicherung des NS-Regimes. Dieser Band nimmt erstmals systematisch die wichtigsten Häftlingsgruppen der Konzentrationslager im Zeitraum von 1933 bis 1936/37 in den Blick, darunter Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter, Juden, Zeugen Jehovas, Homosexuelle und "Asoziale". Die Beiträge fragen nach den Arrest- und Entlassungspraxen, den Haftbedingungen und -erfahrungen sowie nach den Strategien der Selbstbehauptung und des Widerstands.
Obdachlose gehören zum städtischen Alltag. Sie sind sichtbar und werden zugleich kaum wahrgenommen. Nadine Recktenwald blickt in die historischen Räume der Obdachlosen wie Asyle, Notunterkünfte und selbstangeeignete Orte. Sie untersucht deren Erfahrungen mit urbanen Strukturen, sozialstaatlichen Maßnahmen und gesellschaftlicher In- und Exklusion. In der Weimarer Republik profitierten Obdachlose erstmals von kommunaler Sozialfürsorge. Zugleich blieb Obdachlosigkeit bis 1974 ein Straftatbestand. Diese Ambivalenz zwischen Fürsorge und Strafe ermöglichte Handlungsspielräume für die Betroffenen ebenso wie für die staatlichen Akteure. Insbesondere aber nicht nur im Nationalsozialismus w...
Die "L'Homme"-Ausgabe "Kinder in Heimen" reiht sich in die aktuellen kritischen Debatten zu diesem gesellschaftlich relevanten und jüngst verstärkt ins Interesse der Öffentlichkeit gerückten Thema ein. Gefragt wird etwa danach, wie sich die Leitideen der Heimerziehung entwickelten und in welcher Beziehung die Prinzipien beziehungsweise Praktiken der Sozialisation zu geschlechtsspezifischen, sozialen, religiösen und nationalen Werten und Identitäten standen. Wie wandelte sich der Begriff der Verwahrlosung, mit welchen geschlechtsspezifischen Konnotationen war er verbunden? Wer waren die Akteur*innen der sozialen Arbeit in Kinderheimen? Welche Möglichkeiten zur Selbstbestimmung hatten d...
Die aktuellen Verbrechen der russischen Armee in der Ukraine zeigen mit aller Deutlichkeit, wie die historisch gewachsenen, latenten und manifesten Potenziale eines hegemonialen Überlegenheitsanspruchs zur Entgrenzung von Gewalt und zum Krieg führen können. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, nach politisch-ideologischen Prägungen des Militärs zu fragen. Inwiefern stellt die imperiale/koloniale Gewalt eine legitimierende Kontinuität im Denken und Handeln der Soldaten dar? Dieser Band geht dieser Frage am Beispiel des preußischen Militärs nach. Anhand von Motivationen personellen und institutionellen Entscheidungen sowie ihren Zusammenhängen sollen Funktion und Ausrichtungen des preußischen Militärs aufgezeigt werden. Gefragt wird auch, wie der preußische Staat sein Militär organisierte, welche militärische Pflichten er seinen Einwohnern auferlegte und wie seine ideologische Ausrichtung das Militärsystem prägte.
Schon vor über zweihundert Jahren fragte der preußische General, Heeresführer und Militärwissenschaftler Carl von Clausewitz danach, was der Krieg sei? Werden Antworten in der aktuellen Wissenschaft und Forschung gesucht, so wird unter Krieg ein organisierter Massenkonflikt verstanden. Während zwischenstaatliche kriegerische Auseinandersetzungen sich im Rückgang befinden, ist ein Anstieg von innerstaatlichen Konflikten, Konfliktinterventionen und Friedenssicherungsmissionen zu verzeichnen. Die Handlungen, Verläufe, Vorstellungen und Auswirkungen erscheinen heute diverser und schwerer zu erfassen denn je – die Unterschiede in den Ursachen, Logiken und Charakteristika sind mannigfalti...
Welche Bedeutung hat Materialität für die Konstruktion von Geschlechterverhältnissen in Erziehungs-, Bildungs- und Sozialisationsprozessen? Die Beiträger*innen beantworten diese Frage aus interdisziplinärer Perspektive und loten die Beziehung zwischen Materialität und Geschlecht erziehungswissenschaftlich, ethnologisch, geschichtswissenschaftlich und kunsthistorisch aus. Dabei nehmen sie von antiken Ahnenmasken bis zu Körperobjekten im digitalen Spiel unterschiedliche Quellen in den Blick.
Ereignis, Bild, Kontext: über die komplexe Entschlüsselung von Fotografien aus der Zeit des Nationalsozialismus Fotografien gelten heute als eine zentrale Quelle zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung. Doch trotz der Forschungen in den letzten Jahrzehnten gibt es weiterhin fotografische Überlieferungen, die wenig beleuchtet sind. Für das Verständnis dieser Quellengattung stellen sich in besonderem Maße Fragen nach dem/der Fotograf:in und der Intention, nach der Gestaltung sowie dem Kontext der Aufnahmen. Wichtig sind außerdem Machtverhältnisse und Handlungsspielräume der Abgebildeten. Auch die Überlieferung der Fotografien und ihre Nachgeschichte werden in den Beiträgen des Bandes beleuchtet. Aus dem Inhalt: Michael Wildt: Unsichtbarkeit der Gewalt. Vier Fotos, drei Vorschläge. Svea Hammerle: Ein privates Fotoalbum zu »Erinnerungen an den Polenfeldzug 1939«. Babette Quinkert: Fotografie und Verbrechen. Albert Dieckmanns Bilder aus den besetzten sowjetischen Gebieten 1941/42.
Diese Arbeit befasst sich mit dem Festlandbesitz des Inselstaates Samothrake, der die gegenüberliegende thrakische Küste, die sich von der Hebros-Mündung bis zur Stadt Maroneia erstreckte, umfasste. Die disparaten literarischen und epigraphischen Quellen lassen feststellen, dass Samothrake nicht immer die Kontrolle auf seinen Festlandsgründungen ausüben konnte, und dass die Peraia nicht immer den gleichen Umfang hatte. Die Peraia gehörte in hellenistischer Zeit zum Heiligtum der Großen Götter auf Samothrake und trug die Bezeichnung hiera chôra. Von Interesse ist der Einfluss, den Samothrake auf seine Peraia auf religiöser, politischer und wirtschaftlicher Ebene ausübte.