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Nach der verlorenen Schlacht um Stalingrad und trotz der Mobilisierung aller Ressourcen während des »totalen Krieges« war die Niederlage Deutschlands absehbar. Der bedingungslosen Kapitulation folgten die Besatzung durch die Alliierten und der moralische Bankrott. Zeitgleich und mit Unterstützung der sowjetischen Besatzungsmacht etablierten sich nach 1945 auch in Sachsen Strukturen einer neuen Herrschaft, die in immer stärkerem Maße dem sowjetischen Leitbild ähnelten. Bis 1948 hatten sich wichtige Weichenstellungen in der Politik, Wirtschaft oder im Elitentransfer vollzogen – zumeist legitimiert durch den Anspruch einer »antifaschistisch-demokratischen« Umwälzung. Dennoch steht d...
This book draws on the example of the major cities of Leipzig and Dresden to illustrate continuity and change in public health in the German Democratic Republic. Based on archival work, it will demonstrate how members of the medical profession successfully manipulated their pre-1945 past in order to continue practising, leading to persistence in the social conception of medicine and disease after Communism took hold. This was particularly evident in attitudes towards and treatment of sexually transmitted diseases and the pathology of deviant behaviour among young people.
Sachsen gehörte zu den wichtigsten regionalen Zentren des Nationalsozialismus im Deutschen Reich. Neuere Forschungsansätze nehmen vor allem die gesellschaftlichen Akteure im »Dritten Reich« in den Fokus. Auf dieser Basis analysiert der Band den Anteil von sozialen Gruppen, Netzwerken und Individuen an der Durchsetzung und Etablierung der NS-Herrschaft in Sachsen. Insbesondere untersucht er die soziale Praxis von Akteuren, die auf der mittleren und unteren Ebene des Herrschaftssystems sowie im regionalen und lokalen Zusammenhang agierten. Dabei wird deutlich, wie vielfältig die Möglichkeiten waren, das Regime zu unterstützen und seine Funktionsfähigkeit zu garantieren.
Die paternalistisch-autoritäre Gesellschaftsvorstellung der SED sah persönliches Engagement nur innerhalb staatlicher Strukturen vor, eine gesellschaftliche Selbstorganisation war in der DDR unerwünscht. Doch wie gestaltete sich politische und kulturelle Partizipation innerhalb dieser staatlichen Strukturen in der Praxis? Das Buch wirft in seinen Beiträgen einen vielschichtigen Blick auf bürgerschaftliches Engagement in der DDR. Deutlich wird dabei, dass die Menschen aktiv die Angebote der staatlichen Verwaltungen, Blockparteien und Massenorganisationen für eigene Anliegen nutzten, sei es zur Pflege heimischer Traditionen oder den Umweltschutz. Als mit dem revolutionären Umbruch 1989/1990 diese systemspezifische Partizipation zerbrach, setzten in einigen Fällen die Bürgerinnen und Bürger ihr Engagement in nun erlaubten Vereinen und Initiativen fort.
1037337Vergleichende Fragestellungen nehmen in der Geschichtswissenschaft einen breiten Raum ein. Die komparative Methode bietet nicht nur neue Erkenntnismöglichkeiten, die weit über eine »klassische« Nationalstaatsgeschichte hinausreichen. Sie öffnet auch den Blick dafür, dass historische Entwicklungen immer auch als Beziehungs- und Verflechtungsgeschichte gedacht werden können. Politische und gesellschaftliche Strukturen stehen dabei ebenso im Mittelpunkt wie handelnde Akteure und kulturelle Prägungen. Gerade für das »globalisierte« 20. Jahrhundert gilt, dass sich die Ursachen historischer Ereignisse wie die Zerstörung Europas durch zwei Weltkriege, die Zeit des Kalten Krieges und die Epochenwende von 1989/90 durch vergleichende Forschungsansätze besser ergründen lassen. Die Suche nach sinnvollen Vergleichsfeldern und systematisierenden Kriterien bleibt eine anspruchsvolle Herausforderung für die moderne Zeitgeschichtsforschung.
Eines der prominentesten und bis heute bestehenden Projekte jugendbewegter Akteure war die Jugendburg Ludwigstein bei Witzenhausen in Nordhessen. Sie wurde maßgeblich durch den aus Hannover stammenden Wandervogel Enno Narten auf- und ausgebaut. Enno Narten, Jahrgang 1889 und Sohn eines Oldenburger Professors, stammte aus dem Bildungsbürgertum, studierte Bauingenieurswesen und war Kriegsfreiwilliger. Er fasste Fuß im sozialen und reformpädagogischen Sektor, wurde nach der Machtergreifung Hitlers als SPD-Mitglied diskriminiert und machte dennoch Karriere bis 1945. Geprägt von zwei Kriegen engagierte Narten sich für den Frieden, er partizipierte aktiv in der sozialistisch-kommunistischen ...
Anhand von neu erschlossenen Quellen und Binnenperspektiven rekonstruiert Grit Bühler die ebenso energiegeladene wie konfliktreiche Gründerinnenzeit des Demokratischen Frauenbundes Deutschlands (DFD) in Berlin und der SBZ. Meist schon vor 1933 frauenpolitisch engagiert, erhoben die Protagonistinnen nach 1945 den Anspruch, als überparteiliche »neue demokratische Frauenbewegung« in allen Bereichen der Gesellschaft Fraueninteressen zu vertreten. Einige selbstbewusste, international erfahrene Vertreterinnen des DFD gerieten schon bald zwischen die Fronten von Parteiegoismen, SED-Dominanz, eigenen Ambivalenzen und Kaltem Krieg. Sie bereiteten den Weg für die Gleichberechtigung in der DDR, die keineswegs, entsprechend gängigem Narrativ, rein utilitaristisch begründet oder ein Selbstläufer war, und die bis heute nachwirkt.
Das Eichsfeld war ein politisches Ausnahmegebiet in der DDR, das die SED-Diktatur vor besondere Herausforderungen stellte, ja bis an den Rand der Verzweiflung trieb. Um die Einflusssphäre der katholischen Kirche zurückzudrängen und in der industriearmen Region die soziale, wirtschaftliche, aber auch kulturelle Infrastruktur auszubauen, beschloss die Partei 1959 den »Eichsfeldplan«. Aus der katholischen Hochburg sollte eine sozialistische Industrieregion werden. Christian Stöber bilanziert die Eichsfeldpolitik der SED, aber auch die gesellschaftlichen Reaktionen und Wechselwirkungen und zeigt, wie sich das katholische Milieu mit missmutiger Anpassung, Eigensinn und weltanschaulicher Verweigerung gegenüber den staatsparteilichen Drangsalierungen und Repressionen erfolgreich zu behaupten wusste.
Die hier versammelten Aufsätze der Kunsthistorikerin Anne Hoormann (1956-2003) spüren den Ausdrucksmöglichkeiten der Kunst in der Moderne und der Gegenwart nach. Sie setzen dabei an der elementaren Frage nach dem 'Womit' der Kunst an: Mit welchen Materialien und in welchen Medien arbeitet die Kunst; mit welchen Mitteln will sie ihre Wirkungen erzielen? Dabei werden das Schwerste (Erde und Stein) und das Leichteste (das Licht) im Hinblick auf ihre Bedeutung für die Kunst untersucht. Die Studien konzentrieren sich auf die deutsche und die US-amerikanische Landschaftskunst, Kunst im öffentlichen Raum und Kunst am Bau. Besonderes Augenmerk legt die Autorin auf die Übergänge von Medium und Material, so auf das Glas als lichtdurchlässige Materie und auf die Faktur von Malerei, Fotografie, Film und Video. Auch die Frage nach dem Künstler und seinem Agieren im Rahmen der Institution Kunst erscheint unter dieser Perspektive in einem neuen Licht: Der moderne Künstler und besonders die heutige Künstlerin machen sich, wie Anne Hoormann zeigt, selbst zum Medium und Material, indem sie ihre Körperlichkeit im Kunstwerk thematisieren.