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Politische Manifeste - einst eine Fürsten, Königen und Kaisern vorbehaltene Kommunikationsform - haben sich zu einem Medium protestierender Bürger gewandelt. Anhand einer Reihe von Porträts unternimmt dieser Band eine Exkursion in die Geschichte politischer Manifeste. Von Georg Büchner über Werner Heisenberg bis zu Hans-Peter Dürr soll die »Kraft des Wortes« vom Vormärz bis zur Gegenwart beurteilt werden: Wie entstehen und funktionieren politische Manifeste? Weshalb vermögen es einige, die Massen zu mobilisieren, während andere nur Randnotizen der Geschichte bleiben?
Der Begriff »Heimat« ist derzeit in aller Munde. Wenig verwunderlich mag noch erscheinen, dass die zuletzt auch in Deutschland mit Aplomb emporgekommene politische Rechte die Notwendigkeit von kultureller Identität, völkischer Gemeinschaft und nationaler Heimat als Arznei gegen das vermeintliche Gift von grenzüberschreitender Globalisierung und wissensgesellschaftlicher Vereinzelung propagiert. Überraschend mutet dagegen die aktuelle Konjunktur des Heimat-Themas im Spektrum links-liberaler Parteien, Literaten, Kulturschaffender an. Besteht die auf den ersten Blick anachronistisch anmutende Attraktivität der Idee der Heimat darin, dass sie sich »am mentalen Verkehrsknotenpunkt von Glo...
Was ist heute noch konservativ? Generationen konservativer Denker und Politiker haben sich diese Frage immer wieder gestellt, um die Kohärenz einer Weltanschauung zu prüfen, die sich – so scheint es – in der modernen Welt ständig in der Defensive befindet. Vor über fünfzig Jahren hat z.B. Michael Oakeshott die »konservative Wesensart« als eine Haltung bestimmt, die »das Reale dem Möglichen, das Begrenzte dem Unbegrenzten, das Brauchbare dem Vollkommenen und die Fröhlichkeit einem utopischen Glück« vorziehe und auf Veränderung »eher mit Melancholie als mit Frohsinn« reagiere. Der Konservatismus zeichnet sich somit im Kern durch das aus, was er schon für Edmund Burke war: e...
In der vorliegenden Publikation beschäftigt sich Hubert Kleinert zunächst mit der Problematik der sozialwissenschaftlichen Zu- und Einordnung der AfD und ihrer Mitglieder. Die Grundlage dieser Analyse bildet eine empirische Untersuchung der politischen Einstellungen von AfD-Mitgliedern in zwei hessischen Kreisverbänden. Weitere Kapitel zur Geschichte und zur Programmatik der Partei runden die kompakte Argumentation ab. Der InhaltWie rechts ist die AfD? • Eine kurze Geschichte der AfD • Politik und Programmatik der AfD • AfD und neue Rechte • Die Organisationsstruktur der AfD • Das Projekt Mitgliederstudie • Soziodemografische Daten, politische Biographien und politische Selbsteinschätzungen • Politisches Einstellungsmuster • Das rechtsradikale Potential Der AutorProf. Dr. Hubert Kleinert lehrt seit 2000 Politikwissenschaften und Verfassungsrecht an der Hessischen Hochschule für Polizei und Verwaltung inGießen. Der frühere Grünen-Politiker ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen zu Problemen des Parteiensystems und zur Entwicklung der Demokratie.
Im Wahljahr 2013 entflammte in Deutschland eine heftige Debatte über Pädophilie und Pädosexualität. Im Zentrum der intensiven wie plakativen Auseinandersetzung mit diesem heiklen Thema stand die Partei Die Grünen, in der in den 1980er Jahren die Forderung nach einer Legalisierung von pädosexuellen Kontakten nicht nur debattiert, sondern auch verschiedentlich beschlossen wurde. Der Band analysiert die Diskussion zum sexuellen Verhältnis mit Kindern und deren Niederschlag in der grünen Debatte und Programmatik. Er befreit ein Tabu- und Skandalthema aus dem Gehege einer Pro-und Contra-Debatte. Es wird dargestellt als Teil einer sozialen Lebenswirklichkeit, zu der kulturelle Emanzipationsbewegungen, ein neues Verständnis der kindlichen Sexualität und Einsprüche gegen traditionelle Familienmuster ebenso gehören wie Einblick in sexuelle Gewalt und Machmissbrauch. Eine facettenreiche Lebenswirklichkeit in der Gründungsära der Grünen wird offengelegt, ein virulentes Problem wird sichtbar als Symptom der gesellschaftlichen Verfassung.
Das vorliegende Buch leistet einen Beitrag zur Aufarbeitung der sogenannten Pädophiliedebatte in der Partei Die Grünen. Im Jahr 2013 wurde die Partei geradezu unvermittelt damit konfrontiert, dass sie in Teilen in den 1980er Jahren, sexuelle Kontakte zwischen Erwachsenen und Kindern nicht mit dem Strafrecht ahnden wollte. Die Grünen haben sich in der Zwischenzeit sichtbar gewandelt. Die Partei hat einen Lernprozess vollzogen, jedoch verdrängt, dieses getan zu haben. Es wird detailliert dargelegt, wie sich der Diskurs entwickelt und unter welchen Konstellationen sich diese Debatte in programmatischen Aussagen während der 1980er Jahren niedergeschlagen hat. Schließlich wird auch aufgezeigt, wie sich die Grünen davon lösen konnten.
Pädosexuelle Gewalt ist Ausdruck eines Systemversagens. Tatsächlich bedarf es eines »ganzen Dorfes«, um ein Kind zu missbrauchen. Diesbezüglich bieten gerade Internate und Heime potentiellen Tätern und Täterkollektiven besonders günstige Gelegenheitsstrukturen für Gewalt gegen Schutzbefohlene - organisatorische Defizite, Diffusion der Professionsrollen, Verwerfungen in den Hierarchieebenen. Vor allem aber findet man in den Gremien, in den Kollegien oder im institutionellen Umfeld dieser Einrichtungen Mitwissende, Kollaborateure, schweigende Zeuginnen und Zeugen, aktive wie passive Tatbeteiligte, welche die Übergriffe begünstigen. Auf der Grundlage umfangreicher Quellenstudien und kulturhistorischer Analysen dokumentiert »Tatort Odenwaldschule« die Vorkommnisse in dem einstigen südhessischen Reforminternat als ein erschütterndes Beispiel für eine geschlossene Organisation, in der Heranwachsende seit den 1960er-Jahren hundertfach einem solchen »Tätersystem« ausgeliefert waren.
Warum wählen Bürgerinnen und Bürger rechte Parteien wie die AfD, deren Politik oftmals sogar ihren eigenen Interessen widerspricht? In diesem Buch werden psychologische Faktoren zur Erklärung dieses Phänomens diskutiert. Hauptthese ist, dass die AfD in drei zentralen Konfliktfeldern (Ökonomie, Identität, Vertrauen) scheinbare Lösungen anbietet. Anhand verschiedenster Quellen wie Sprachanalysen, Wahlstatistiken und Parteiprogrammen wird vor dem Hintergrund aktueller psychologischer Theorien die Wirkung der Partei auf die Wählerschaft analysiert. Schließlich bietet das Buch auch einen pragmatischen Ausblick zu Aufklärung und Prävention, um rechtspopulistischen Tendenzen entgegenzuwirken.
»Die 1990er Jahre« stehen im Fokus der ersten INDES-Ausgabe im Jahr 2015. Die Geschehnisse der Jahre 1989/1990 waren historisch, bewegten die Welt, zerschlugen vermeintliche Gewissheiten und versprachen einen Aufbruch. Sie waren der Auftakt zu einem fraglos außergewöhnlichen Jahrzehnt. INDES zeichnet anhand von Analysen, Reportagen und Interviews zu Politik und Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur ein Portrait der bisher wissenschaftlich wie publizistisch wenig ausgeleuchteten 1990er Jahre.Nicht nur die Grenzen, die Ost und West teilten, öffneten sich. In der deutschen (Parteien-)Politik lösten sich ebenfalls konstant vermutete Bindungen: Bundestag und -regierung zogen vom beschaulichen...
Schwul zu sein scheint zumindest in Deutschland längst zur Normalität zu gehören. Und trotzdem sind Medien und Gesellschaft noch Jahrzehnte nach der angeblichen »sexuellen Befreiung« um »1968« außerordentlich interessiert daran, wer homosexuell ist und wer nicht. Denn Schwulsein bedeutet seit den 1970er Jahren weit mehr als einfach nur Sex mit Männern zu haben: Mit Michel Foucault lässt es sich als eine bestimmte Form der Subjektivierung und einer damit verbundenen Normalisierung beschreiben. Es geht also nicht allein um Sex, wenn wir uns dafür interessieren, ob jemand schwul ist. Es geht darum, wer er »eigentlich« ist - eine Vorstellung mit durchwegs bewegter Geschichte, wie dieses Buch zeigt.