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Zeitgeschichte als Wissenschaftsdisziplin ist in der universitaren Forschung der letzen Jahrzehnte zum Fixum des geschichtswissenschaftlichen Kanons geworden. Der osterreichische Zeithistoriker Ernst Hanisch hat daran einen besonderen Anteil. Die Beitrage der Festschrift zu seinem 70. Geburtstag stammen von etablierten Vertretern der osterreichischen Zeitgeschichte, die zu seinen Schulern, Freunden und Weggefahrten zu zahlen sind. Die Aufsatze, die zu einer Vermessung der osterreichischen Vergangenheit trotz der "Konkurrenz" durch europaische und universalhistorische Perspektiven anregen wollen, geben Einblick in die thematische Vielfalt zeitgeschichtlicher Forschung in Osterreich. Viele der in der Festschrift aufscheinenden Aufsatze greifen das Interesse des Jubilars an der Auseinandersetzung uber die theoretischen Grundlagen zeitgeschichtlicher Forschung ebenso auf wie seine Uberzeugung, dass zu Wissenschaft die kritische Diskussion unaufloslich dazugehore.
Der lange Schatten des Staates. Österreichische Gesellschaftgeschichte im 20. Jahrhundert.
Salzburg hatte das Glück, dass nicht die Sowjetarmee, sondern die US-Armee das Land von der NS-Herrschaft befreite. Dennoch war es zunächst eine harte Besatzung. Ein zentrales Problem war die Entnazifizierung. Eine radikale Ausschaltung der ehemaligen Nationalsozialisten hätte den Versuch eines Wiederaufbaues verhindert. So lavierte man: Große Nazis wurden verhaftet, "kleine Nazis" blieben in ihren Positionen. Ein Bewusstsein der österreichischen Mitverantwortung für die Verbrechen der Nazis fehlte. Die Verantwortung für die Verbrechen wurde auf die "Deutschen" ausgelagert. Vorrang hatte der triste Alltag: Hunger-, Wohnungs-, Flüchtlingskrise. Dennoch versuchten die US-Militärregierung und die Landesregierung langsam eine Demokratie aufzubauen, welche die Fehler der Ersten Republik vermeiden sollte. Das Ergebnis war eine Konsens der drei zugelassenen Parteien. Dennoch wirkte der Schatten der Ersten Republik weiter. Die starke ÖVP beschuldigte die SPÖ, ein geringes Österreichbewusstsein zu besitzen, die SPÖ klagte die ÖVP-Führer an, für den "Austrofaschismus" verantwortlich gewesen zu sein.
Die wohl tiefste Krise der Männlichkeit breitete sich im 20. Jahrhundert aus. Nach einer Phase übersteigerter Virilität, nach den Exzessen männlicher Gewalt in zwei Weltkriegen, ethnischer Säuberungen und Genoziden, nach den Herausforderungen verschiedener Frauenbewegungen, mussten die Männlichkeitsbilder im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts neu konturiert werden. Das Buch untersucht, am österreichischen Beispiel, die Veränderungen der Männlichkeitsrollen (Krieger, Liebhaber, Vater usw.), ihre Dekonstruktion und Rekonstruktion konkret am historischen Material. Eine der wohl größten sozialen Revolutionen des 20. Jahrhunderts, die Emanzipation der Frauen, hatte die Krise des Mann...
Otto Bauers Traum vom Sozialismus ist zerplatzt, aber die Frage nach einer gerechteren Gesellschaft ist aktueller denn je. Was können wir heute aus seiner Biografie lernen? Er verband höchste Intelligenz, eine scharfe Analysefähigkeit auf vielen Gebieten mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft der Menschheit. Er war kein Zyniker der Macht, sondern ein bescheidener, eher schüchterner Mensch. In kritischen Situationen hatte er Scheu vor der Macht. Als brillanter Rhetoriker und Theoretiker aber prägte der führende Sozialdemokrat die Geschichte der österreichischen Ersten Republik maßgeblich. Licht- und Schattenseiten dieses Politikers und Menschen werden siebzig Jahre nach seinem Tod erstmals umfassend analysiert und kritisch bewertet.
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