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Dieser Sammelband enthält Beiträge zu unterschiedlichen Wissenschaftlergenerationen und verschiedenen akademischen Institutionen (Universitätsstandorte, Akademie der Wissenschaft, Nationale Forschungs- und Gedenkstätten in Weimar, Auslandsgermanistik). Differenzierte Revisionen von sprach- und literaturwissenschaftlichen sowie literaturdidaktischen Forschungsleistungen werden ergänzt durch Untersuchungen über das Funktionieren der akademischen Institutionen und ihre Prägung durch den staatlichen Machtapparat. So entsteht eine facettenreiche Bilanz, die das perspektiv- und aspektreiche Gesamtbild einer äußerst pluralen Disziplinengeschichte deutlich werden lässt.
Dirk Petter legt in seinem Buch neue Facetten der viel zitierten „Erbfreundschaft“ zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Frankreich frei. Die deutsch-französischen Beziehungen der 1970er Jahre sind in der heutigen Wahrnehmung vor allem durch das erfolgreiche politische Handeln des „Tandems“ aus Valéry Giscard d’Estaing und Helmut Schmidt gekennzeichnet. Dagegen werden die Konflikte, die sich in einer Reihe öffentlicher Auseinandersetzungen äußerten, kaum erinnert. Jenseits der „großen Politik“ richtet Petter sein Augenmerk auf den Annäherungsprozess zwischen Deutschen und Franzosen und untersucht das Wirken ausgewählter Akteure des staatlichen wie gesellschaftlich...
Die Chronik von Leben und Werk des Schriftstellers Theodor Fontane schließt nach der 2006 erschienenen Bibliographie die zweite seit langem beklagte Lücke in der Fontane-Forschung. Erstmals werden alle zugänglichen Quellen zur Lebens- und Werkgeschichte Fontanes systematisch erschlossen und die daraus gewonnenen Informationen nach Einzelrubriken (Tagesereignisse, Begegnungen, Arbeit, Lektüre, Drucke, Briefe von und Briefe an Fontane) geordnet und chronologisch präsentiert. Jeder Eintrag wird mit seiner Quelle nachgewiesen. Die Chronik stützt sich dabei sowohl auf die umfangreichen Brief- und Tagebücher-Editionen der letzten Jahrzehnte als auch auf unveröffentlichte Materialien aus Archiven. Die Chronik wendet sich nicht nur an Fontane-Spezialisten, sondern bietet ein Kompendium zum literarischen und historischen Leben des 19. Jahrhunderts. Dass Fontane selbst und die, mit denen er Umgang hatte, im Zitat reichlich zu Wort kommen, empfiehlt die Chronik auch für Liebhaber des Dichters.
Schulen in sozial benachteiligten Stadtteilen, die in der Öffentlichkeit oftmals als „Brennpunktschulen“ bezeichnet werden, bilden derzeit einen Dreh- und Angelpunkt kontroverser Diskussionen. Der Band versammelt Resultate aus aktuellen empirischen Untersuchungen zu Fragen der Entstehung und Folgen von Segregation sowie zu der Art und Weise, wie unter diesen Bedingungen Schule gemacht wird. Er bietet damit einen differenzierten Einblick in die Situation ebensolcher Schulen und zu den pädagogischen Strategien des Umgangs mit ihrer Lage.
Dieser Band setzt die in 'Parlamente und ihre Symbolik' (Westdeutscher Verlag 2001) begonnene 'institutionelle Analyse' von Vertretungskörperschaften fort. Standen dort die symbolischen Parlamentsfunktionen im Mittelpunkt, sind es nun die instrumentellen. Über die traditionelle Funktionsanalyse geht der hier durchgeführte Ansatz hinaus, indem er einesteils die zur Funktionserfüllung genutzten institutionellen Mechanismen vergleichend herausarbeitet und andernteils die Entwicklung sowohl von Parlamentsfunktionen als auch von institutionellen Mechanismen evolutionsanalytisch als Prozess institutionellen Lernens untersucht. Um aussagekräftige Befunde auf eine möglichst große Vielfalt von Vertretungskörperschaften zu gründen, werden ganz verschiedenartige Institutionen verglichen: liberaldemokratische vs. sozialistische Parlamente am Beispiel von französischer Nationalversammlung und Volkskammer der DDR, bundesstaatliche Vertretungskörperschaften aus föderaler vs. ständischer Wurzel am Beispiel von deutschem Bundesrat und kanadischem Senat, sowie als ziemlich neuartige und noch im Werden befindliche Institution das Europäische Parlament.
Die gestiegene Bedeutung nationaler Parlamente ist auch Ausdruck der Differenzierungsprozesse in der EU. Habermas' Erwartungen eines größeren Konsenses über politische Normen für gemeinsame Entscheidungen scheinen aktuell widerlegt zu werden. In ihrem auf einer preisgekrönten Dissertation aufbauenden Buch legt Anja Thomas einen wichtigen theoretischen und empirischen Beitrag zum Verständnis der soziologischen Ursachen dieser Entwicklung vor. Ihre Analyse der parlamentarischen Prozesse in EU-Angelegenheiten in der Assemblée nationale und im Bundestag seit 1979 zeigt ein paradoxales Phänomen auf: vermehrte EU-Erfahrung führt zu einer gesteigerten Bedeutung von nationalen Institutionen für den Diskurs von Parlamentariern zur Rolle der Parlamente in der EU. Gestützt auf sozialtheoretische Ansätze, insbesondere den Institutionalismus Max Webers, präsentiert die Autorin hierfür einen neuen theoretischen Erklärungsansatz. Diese Arbeit wurde mit dem Pflimlin-Preis 2017 (Prix Pflimlin) als herausragende Dissertationen ausgezeichnet.
In diesem Buch wird die Rolle Frankreichs im Prozess der Institutionalisierung europäischer Nahostpolitik von der Entstehung der Europäischen Politischen Zusammenarbeit (EPZ) 1969/70 bis zur Erklärung von Venedig vom 13. Juni 1980 untersucht. Basierend auf einer Analyse institutioneller und situativer Faktoren zeigt Verena Sattler, dass es Frankreich insbesondere in der Frühphase des Aufbaus eines europäischen Nahostregimes gelungen ist, die Rolle eines hegemonialen Regimeakteurs einzunehmen und dabei einen wesentlichen Beitrag zur Etablierung der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) als einem europäischen Dialogpartner zu leisten.