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»Authentizität« ist in den letzten Jahrzehnten zu einem omnipräsenten Sehnsuchtsbegriff geworden. Nicht zuletzt im Zuge der Digitalisierung und den damit verbundenen Entfremdungserfahrungen hat die Originalität und Glaubwürdigkeit verheißende Aura des Authentischen auch in der Kommunikation über Literatur eine Wirkungsmacht entfaltet, die weit über die Funktion als literaturkritisches Modewort hinausgeht. In seiner literatursoziologischen Studie untersucht Christian Dinger die Verwendungsweisen des Authentizitätsbegriffs in Bezug auf literarische Phänomene und analysiert die Zuschreibungs- und Inszenierungspraktiken, mit deren Hilfe die Deutungshoheit über das Authentizitätslabe...
Tabea Dörfelt-Mathey beschreibt und analysiert anhand einer repräsentativen Auswahl aus den Gedichten das poetische Werk von Norbert Elias und verortet es im Gesamtkontext seines Denkens. Die Gedichte des Soziologen haben bisher weder in der Forschung zu seiner Person und seinem Werk, noch in der Literaturwissenschaft Beachtung gefunden. Auch die zahlreichen kunsttheoretischen Überlegungen, die sein wissenschaftliches Werk durchziehen, wurden bisher kaum unter diesem Aspekt beleuchtet. Dabei stellte für Elias das Dichten eine komplementäre Tätigkeit zur wissenschaftlichen Arbeit dar und Kunst als Kommunikationsform galt ihm geradezu als Paradigma von Kommunikation überhaupt. Neben den publizierten Gedichten und wissenschaftlichen Arbeiten von Norbert Elias zieht die Autorin poetologische Schriften und Gedichte aus dem Nachlass sowie Briefwechsel und Erinnerungen von Zeitzeugen für die Studie heran.
Stefan George polarisierte die Zeitgenossen und Nachgeborenen. Die zu Lebzeiten einsetzenden und bis in die Gegenwart fortdauernden Reaktionen reichen von kultischer Verehrung über stilistische Nachahmung bis hin zu polemischer Ablehnung. Die enorme poetische Wirkung, die von George auf die deutsche Literatur des ‚langen‘ 20. Jahrhunderts ausging, wird hier erstmals systematisch erschlossen, analysiert und epochenspezifisch differenziert. Das Analysekorpus besteht vor allem aus lyrischen Wirkungszeugnissen: Es umfasst Dichtergedichte, Hommagen wie Schmähungen, Nachahmungen wie Gegenentwürfe, Parodien, Persiflagen oder fiktive Dialoge. Vergleichend hinzugezogen werden überdies poetologische, epische und dramatische Texte sowie Karikaturen, die auf die Autorpersona referieren. Intertextuelle Interpretationen profilieren die von George beeinflussten Rezeptionsmilieus sowie seine umstrittene und sich wandelnde ideologische Bewertung, die bis heute die produktive Auseinandersetzung bestimmt.
In diesem auf Deutsch bislang unveröffentlichten Buch untersucht Norbert Elias die Laufbahn von Marineoffizieren im England des 17. Jahrhunderts und legt die Gründe für die Entstehung dieses neuen Berufes dar. Die Mannschaft der Kriegsschiffe bestand lange Zeit aus gentlemen soldiers, die das Kriegshandwerk beherrschten, und den Schiffsleuten, den Tarpaulins, die wussten, wie man ein Schiff segelt und manövriert. Aus der Kooperation und der Konkurrenz dieser beiden Gruppen mit sehr unterschiedlicher sozialer Herkunft, entstand schließlich der Beruf des Marinesoldaten und eine Hierarchie von Marineämtern, die Funktion und Methoden der Ausbildung beider Gruppen miteinander verband. Zusätzlich zeigt ein kurzer Vergleich mit der Frühphase der Entwicklung des Marineberufes in Frankreich und Spanien die Wechselwirkungen, die zwischen einigen Merkmalen der jeweiligen Marineberufe und den Ländern, zu denen sie gehören, bestanden.
Das Interview ist – medienübergreifend – eines der erfolgreichsten journalistischen Genres. Es etabliert sich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in der Zeitung, um gelegentlich in Buchform zu überdauern. Im 20. Jahrhundert wird es zu einem wesentlichen Bestandteil von Hörfunk und Fernsehen und im 21. Jahrhundert sucht es seinen Platz im Internet. Umso erstaunlicher ist es, dass eine systematische Erforschung der Geschichte und Funktion des Genres bislang aussteht. Vor diesem Hintergrund vermisst Jens Ruchatz das breite Feld des journalistischen Interviews und entwirft dessen Gattungsgeschichte als Mediengeschichte. Als Konstante dieser 150-jährigen Geschichte erweist sich das generisc...
New Perspectives on Contemporary German Science Fiction demonstrates the variety and scope of German science fiction (SF) production in literature, television, and cinema. The volume argues that speculative fictions and explorations of the fantastic provide a critical lens for studying the possibilities and limitations of paradigm shifts in society. Lars Schmeink and Ingo Cornils bring together essays that study the renaissance of German SF in the twenty-first century. The volume makes clear that German SF is both global and local—the genre is in balance between internationally dominant forms and adapting them to Germany’s reality as it relates to migration, the environment, and human rights. The essays explore a range of media (literature, cinema, television) and relevant political, philosophical, and cultural discourses.
Das Buch versammelt Beiträge namhafter SoziologInnen, die die soziologischen Ansätze von Norbert Elias für die aktuellen Problem und Fragen fruchtbar machen und sie so in einen aktuellen Kontext stellen.
Performanz gehört zu den wichtigsten Instrumenten, um wissenschaftliche Reputation zu erlangen. Sie ist mehr als nur eine polierte Oberfläche: Durch den eigenen Auftritt setzt man sich vor aller Augen der Prüfung aus, ob man dazugehört oder nicht. Ohne Performanz kann man zwar wissenschaftliche Leistungen erbringen - bleibt aber von notwendigen Ressourcen und Rezeption abgeschnitten. Die Beiträge des Bandes zeigen, wie Performanz Voraussetzung und Werkzeug ist, das hervorzubringen, was professionelle Akteure in anderen Subsystemen nicht vermögen - wissenschaftliche Wahrheit. Das macht sie zu einer paradoxen Sache: Performanz muss für alle sichtbar sein, aber zugleich unbemerkt bleiben...
Lyrik ist ein alltägliches Phänomen in der gegenwärtigen Gesellschaft, das von Abzählreimen und Balladen bis zu Versen an Hauswänden reicht. Daniel Grummt arbeitet anhand dieser Beobachtung gezielt mit lyrischen Texten im Kontext von soziologischen Fragestellungen. Ziel ist es, das methodische Instrumentarium der sozialwissenschaftlichen Praxis sinnvoll zu erweitern und zu ergänzen. Eingebettet sind diese Überlegungen vor allem in eine soziologische Forschungstradition, die ihren Ausgangspunkt bei den Ideen und Schriften der Romantiker*innen nimmt.