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In vormodernen Monarchien beobachten wir Widerspruch und Widerstand gegen einzelne Herrscher, ihre politischen Entscheidungen und ihre Verwaltung, aber in der Regel keine direkten Angriffe auf die Ordnungsprinzipien und das politische System. Wenn Unzufriedenheit zu Aufständen und Revolten führten, blieb es normalerweise bei einem bloßen Austausch des Regenten. Subtilere Methoden der Herrscherkritik konnten sich mittels fester Usancen oder spezifischer Codes und Spielregeln innerhalb des legalen Rahmens Gehör verschaffen und zielten darauf ab, die Qualitäten des Regenten zu verbessern oder spezifische Modi der Amtsführung zu reformieren. Diese verschiedenen Formen und Praktiken von Her...
Early Chinese inscriptions show that already the kings of the Western Zhou period (1045–771 BCE) called upon officials to submit remonstrances. However, it was not until the Warring States period (fifth century BCE to 221 BCE) that remonstrance was explained to mean that monarchical rule would be optimized if officials could object to the monarch's decisions. This book examines the history of remonstrance in China from conceptual, institutional, literary, and comparative perspectives, pointing out parallels to European institutions and the expression of dissent in modern China. Special attention is paid to the historical semantics of remonstrance, the strategies and intentions of remonstrants, and the perspective of the rulers who instrumentalized criticism to pursue their own goals.
Die Beziehungsgeschichte von Christen und Muslimen war im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit äußerst vielschichtig, woraus sich besondere Anforderungen für das historische Lernen ergeben. Dieser Band will das Erkenntnispotenzial erschließen, das in einer Historisierung von Religion als Faktor des menschlichen Zusammenlebens – sei es friedlich oder konfliktreich – in der Geschichte liegt. Ausgehend vom aktuellen Kernlehrplan Geschichte (Sekundarstufe II) in Nordrhein-Westfalen sollen Lehrkräfte Informationsgrundlagen und Anregungen dazu erhalten, wie das überaus anspruchsvolle Themenfeld »Christen und Muslime in Mittelalter und Frühneuzeit« in fachlich fundierter und zugleich...
Die Beiträge dieses Bandes widmen sich Fragestellungen zu Macht, Herrschaft und Geschlechterordnungen in der Vormoderne. Eheliche Beziehungen von Herrschenden oder Fragen nach der Funktion und Stabilität von Herrschaftssystemen werden ebenso unter die Lupe genommen wie das Patriarchat als überdauerndes Herrschaftssystem für sich. So bietet der Band sowohl konkrete Einzelfallstudien als auch theoretische Überlegungen zu Machtausübungen und Herrschaftsstrukturen und die kritische Überprüfung von Forschungsansätzen; er zeichnet so ein hochkomplexes, vielfältiges und teils auch widersprüchliches Bild, das aus vergangenen Macht- und Herrschaftskonfigurationen überliefert ist. This vol...
Der Bonner Historiker Matthias Becher hat mit seinen Beiträgen unser Verständnis von Macht und Herrschaft im Mittelalter maßgeblich geprägt. Im Zentrum seines Interesses stehen die Funktionsweisen von Macht und Herrschaft als Aushandlungsprozesse zwischen Herrschern und Eliten sowie die narrativen Legitimationsstrategien der Quellen. With his contributions the historian Matthias Becher had a great impact on our understanding of power and rule in the middle ages. He focuses on the functions of power and rule as negotiation processes between rulers and elites as well as the narrative legitimation strategies of the sources.
Die obersten Herrschergewalten der vormodernen Welt waren gleichsam auf die Unterstützung ihrer Eliten angewiesen und diese Eliten wiederum befanden sich häufig in einer ambivalenten Situation zwischen Konkurrenz und Kooperation sowohl untereinander als auch in der Beziehung zu den Herrschenden. Dieser Band vereint neun Studien, die sich mit der Frage nach Kommunikationsformen zwischen obersten Herrschaftsträgern und Eliten befassen. Die Beitragenden aus verschiedenen Fachrichtungen nähern sich dieser gemeinsamen Fragestellung anhand von Fallbeispielen aus Ostasien, Europa und Südamerika zwischen dem 2. Jahrhundert vor Christus und dem 16. nachchristlichen Jahrhundert und eröffnen so e...
Aus Anlass des 1100. Jubiläums des Bonner Vertrags vom 7. November 921, im Rahmen dessen sich der westfränkische König Karl III. und der ostfränkische König Heinrich I. auf dem Rhein bei Bonn trafen, veranstalteten die Abteilungen für Geschichte der Frühen Neuzeit und Rheinische Landesgeschichte sowie für Mittelalterliche Geschichte des Instituts für Geschichtswissenschaft der Universität Bonn eine Tagung, deren Ergebnisse der vorliegende Band zusammenfasst. Die Beitragenden gehen von diesem speziellen Herrschertreffen aus, kontextualisieren es als eine Etappe des Zerfalls des fränkischen Großreichs und nehmen weitere vormoderne Gipfeltreffen interdisziplinär vergleichend in den...
Politisches Handeln erscheint uns heute als wesentlich durch Entscheidungen bestimmt. Auf das Mittelalter ist diese Vorstellung jedoch nur begrenzt übertragbar, denn anders als in der modernen Gesellschaft war in der mittelalterlichen Gesellschaft die strenge Rangordnung eine wesentliche Rahmenbedingung des Entscheidens. Der Rang markierte die soziale Identität des Einzelnen. Eine Entscheidung des Herrschers war eine konfliktträchtige Angelegenheit, wenn sie an den Rang geknüpfte Ansprüche bedrohte und deshalb als Ehrverletzung empfunden wurde. Wegen solcher potentiell destabilisierender Folgen bestand Herrschaftsausübung oft genug darin, Entscheidungen zu vermeiden und in der Schwebe zu halten. Der vorliegende Band versammelt Beiträge deutscher, polnischer, tschechischer und ungarischer Historiker, die 2023 in Brno/Brünn verschiedene Facetten herrscherlichen Entscheidens thematisierten.
Seit dem 3. Jahrhundert brachen christliche Pilger nach Jerusalem auf. Um die Jahrtausendwende rückt die Heilige Stadt jedoch verstärkt in den Fokus des lateinisch-christlichen Westens und das Pilgerwesen erfährt einen deutlichen Aufschwung: Neben zahlreichen Einzelpilgern und Kleingruppen treten erstmalig auch große Pilgerzüge auf, die den Zeitgenossen außergewöhnlich, manchmal auch beängstigend erschienen. Anhand eines bislang kaum bekannten Quellenkorpus aus historiografischen und hagiografischen Texten, Urkunden, Testamenten und Briefen zeichnet die Autorin Pilgermotive des 11. Jahrhunderts nach und skizziert Vorstellungen und Vergegenwärtigungen Jerusalems am Vorabend des Ersten Kreuzzuges.
Deutschsprachige Erzähltexte des Mittelalters verbinden das Problemfeld von Herrschaft und sozialer Ordnung oft mit der Darstellung rednerischer Kompetenz. Für Fürsten und herrschaftsnahe Eliten erscheint Eloquenz als zentrale Bedingung erfolgreichen Regierens. Über den Begriff der ‚erzählten Oratorik‘ untersucht diese Studie die narrative Inszenierung politischer Rede zwischen dem 13. und frühen 15. Jahrhundert, am Beispiel von Ulrichs von Etzenbach Alexanderroman, Ottokars von Steiermark Steirischer Reimchronik und Heinrich Wittenwilers Ring. Die Monografie verbindet Ansätze der germanistischen Mediävistik mit Perspektiven aus der Geschichtswissenschaft, der Rhetorikforschung und der politischen Philosophie. Sie schlägt ein heuristisches Modell vor, das zwischen Darstellung, Repräsentation und Praxis als Untersuchungsdimensionen politischer Oratorik unterscheidet. So wird deutlich: Anders als vielfach angenommen, bricht die Tradition politischer Rede nach der Antike nicht ab – sie entwickelt genuin mittelalterliche Formen.