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Die Niedersächsische Akademie in Göttingen hat 1990 im Rahmen des Akademienprogramms ein schon seit 1974 bestehendes Projekt zur Edition byzantinischer Rechtsquellen unter Leitung von Dieter Simon übernommen. Zu seinem Abschluss Ende 2021 fand in Sofia ein Kolloquium statt, das von der Niedersächsischen und der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften ausgerichtet wurde, und dessen Akten hier vorliegen. Ziel der Beiträge war es, nicht nur Editionsmethoden, die im Verlaufe des Projekts durchgeführt wurden, zu demonstrieren, sondern auch das byzantinische zivile und kanonische Recht im Rahmen auswärtiger Rechtssysteme, insbesondere slavischer und muslimischer Länder, zu positionieren. Eine Darstellung finden zudem epigraphische Rechtsquellen, die Rolle der platonischen Gesetze in Byzanz und die Bedeutung des Rechts im Rahmen der Medizin. Die zwanzig Beiträge in deutscher, englischer und französischer Sprache betonen, neben speziellen Fachfragen, auch die Rolle des Rechts insgesamt als kulturgeschichtlicher Faktor in Byzanz, den Balkanstaaten, Osteuropa und der angrenzenden islamischen Welt im Mittelalter.
Angesichts einer modernen, naturwissenschaftlich fundierten Medizin, wie sie sich im 19. Jahrhundert ausbildete, mussten neuzeitliche Ärzte erst einen gemäßen Zugang zu den ärztlichen Autoritäten der Antike finden. Wenngleich die ‚alten Größen‘ zunehmend weniger praktisch verwertbares Wissen vermitteln konnten, lag den Medizinern daran, sich weiterhin auf ihren Schultern zu wissen. Darum schufen sie moderne Editionen klassischer Werke, die in ihrer Umsetzung die Spuren verschiedener Intentionen erkennen lassen, die die vorliegende Arbeit systematisch untersucht. Die Betrachtung des Verhältnisses Medizingeschichte – Philologie zeigt, dass gerade die ‚ärztliche‘ Sichtweise d...