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In der christlichen Theologie geht es grundlegend um Relationalität. Wie denken Menschen über Gott? Wie reflektieren sie über sich und andere in der Gottesperspektive? Beziehungen werden geknüpft, austariert und nehmen in verschiedenen Praktiken Form an: Gastlichkeit und Dominanz, Neugierde und Abgrenzung, Erkennen und Fremdheit. Die in diesem Band versammelten Beiträge beschäftigen sich mit verschiedenen Facetten von Beziehungshaftigkeit in der Theologie und arbeiten heraus, wie dieses Thema in Dogmatik und Ethik, in Ökumene und interkultureller Begegnung aufscheint.
Die reformatorische Erkenntnis religiöser Freiheit suchte und sucht sich bis heute eine gesellschaftliche Ausgestaltung, die über das Individuum und sein Verhältnis zu Gott hinausweist. Die Frage nach der Zuordnung von "Charisma" und "Institution", von "Freiheit" und "Ordnung" kam durch die Geschichte des Protestantismus hindurch immer wieder auf. Wo und wie muss um der guten Ordnung willen "Freiheit" begrenzt werden, und wo, wozu und in welcher Form bleibt "Freiheit" immer frei? Der Band geht in dreizehn Beiträgen der Ausgestaltung von "Freiheit" in der reformierten Tradition mit Blick auf die Vergangenheit ebenso wie auf die Gegenwart nach. Es äußern sich sowohl etablierte Forscher:innen als auch Nachwuchswissenschaftler:innen, die sich im März 2023 zur 13. internationalen Emder Tagung zur Geschichte des reformierten Protestantismus zusammengefunden haben.
Die 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen fand vom 31. August bis zum 8. September 2022 unter dem Motto »Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt« erstmals in Deutschland (Karlsruhe) statt. Über 4.000 internationale Gäste aus den 352 Mitgliedskirchen haben gemeinsam debattiert, Texte verabschiedet, gesungen und gebetet. Wie viel ist davon ein Jahr nach der Vollversammlung geblieben? Woran gilt es weiterzuarbeiten? Wie sieht die Zukunft der Ökumene in Deutschland und weltweit aus? Das Arbeitsbuch »In der Liebe Christi weitergehen« widmet sich diesen Fragen. Über 40 Autorinnen und Autoren aus dem internationalen Kontext geben in kurzen Beiträgen zu acht ausgewählten Schwerpunktthemen Einblicke in die Ergebnisse der Vollversammlung und Impulse für die Weiterarbeit – vor Ort, regional, national und weltweit.
Christliche Glaubenspraxis und persönliche, gelebte Theologie stellen eine wichtige Ressource für die Verarbeitung der genozidären Gewalt dar, die Täter*innen im Genozid von 1994 in Ruanda verübten, Zuschauer*innen mitansahen, Helfende zu verhindern suchten und Überlebende erlitten. Die Autorin rekonstruiert Gewalttransformationsprozesse von sechs ausgewählten Überlebenden und Täter*innen: Wie ist es möglich, nach der Erfahrung des Genozids zu Gott zurückzukehren? Wie kann genozidäre Schuld bearbeitet werden? Wie gelingt Versöhnung? Die fragilen, tastenden, vorläufigen Versöhnungsgeschichten, die diese Personen erzählen, lassen Erzählung und Ethik in ein produktives Verhältnis treten. So werden Umrisse einer Narrativen Ethik nach dem Genozid sichtbar, die an der Frage orientiert ist, wie miteinander das gute Leben aller gelingen kann.
Karl Barths letzte Basler Vorlesung von 1962 bietet eine knappe und prägnante Zusammenfassung seiner Hauptgedanken. Aus Anlass des Karl-Barth-Jahrs 2019 eröffnet der Kommentar zu seiner «Einführung in die evangelische Theologie», der gleichzeitig mit der kritischen Textausgabe erscheint, einen elementaren Zugang zu Barths Theologie. Die thematischen Schwerpunkte der 17 Vorlesungen werden diskutiert, theologie- und werkgeschichtlich verortet und in Bezug gesetzt zu ausgewählten Texten aus andern Schaffensperioden Barths. Dabei werden immer auch Fragen nach der gegenwärtigen Relevanz gestellt. Das Augenmerk gilt besonders dem pneumatologischen Profil und den pastoraltheologischen Zügen der «Einführung», die in der bisherigen Forschung noch wenig beachtet wurden. Dass vor allem Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler an diesem Band mitgewirkt haben, zeigt: Die kritische Auseinandersetzung mit Barth wird auch künftig konstitutiv zum Studium der evangelischen Theologie gehören.
Versöhnung spielt in der christlichen Theologie eine besondere Rolle, die jedoch häufig vor allem in Hinblick auf das göttliche Versöhnungshandeln gegenüber der Welt diskutiert wird. Im Vergleich mit der Betrachtung zwischenmenschlicher Versöhnungsprozesse entsteht dabei jedoch eine Spannung, die zunehmend auch in christlichen Kontexten relevant wird, wenn die Abgrenzung zwischen beiden Versöhnungsbegriffen verwischt. Anhand eines solchen "Überschneidungsfalls", den ökumenischen Dialogen zwischen Mennonit*innen einerseits und Katholik*innen, Lutheraner*innen und Reformierten jeweils andererseits und deren Ringen um Versöhnung über Täufer*innenverfolgung und daraus resultierenden Gesprächsabbrüchen, versucht diese Studie eine theologische Reflexion zwischenmenschlicher und zwischenkirchlicher Versöhnungsbemühungen. Dabei fragt sie, inwieweit gerade Ansätze wie die Prozesstheologie dabei helfen können, beide Ebenen zu verbinden und welche Folgen dies für ökumenische Dialogprozesse hat.
Differenzen in moralisch-ethischen Fragen belasten zunehmend die Einheit innerhalb und zwischen den Kirchen. Die Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rates der Kirchen hat 2021 mit dem Dokument "Dialog fördern, um Koinonia zu stärken" eine neue Herangehensweise erarbeitet, die den Kirchen helfen soll, die Prozesse der Urteilsbildung in ethischen Fragen besser zu verstehen. Es geht darum zu erkennen, wie und warum unterschiedliche Auffassungen entstehen, obwohl alle danach streben, dem Willen Gottes gerecht zu werden. Damit wird ein Weg für einen konstruktiven Umgang mit Differenzen aufgezeigt. Der vorliegende Band enthält die Beiträge einer Tagung, organisiert vom Konfessionskundlichen Institut Bensheim und dem Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik in Paderborn, bei der das Dokument von Fachleuten aus verschiedenen Konfessionen vorgestellt, erläutert und diskutiert wurde. Mit Beiträgen von Markus Iff, Alexander Jensen, Vasilios N. Makrides, Sigrid Müller, Miriam Rose, Stephan von Twardowski und Myriam Wijlens.
Was heißt »Lehre« in den lutherischen Kirchen? Woran orientiert sie sich? Wie entsteht Verbindlichkeit? Welche Instanzen und Prozesse der Lehrbeurteilung haben sich entwickelt? Wer kann Lehrfragen wie entscheiden? Die vorliegende Studie stellt zunächst gegenwärtige Strukturen der Lehrverständigung im deutschen Luthertum dar und entfaltet exemplarisch historische Fallstudien lutherischer Lehrverantwortung (Bultmann-Kontroverse; Frauenordination; Apartheid; Rechtfertigungslehre). Ein zweiter Teil skizziert die Entstehung lutherischer Lehr- und Bekenntnisnormen im 16. Jh. und verfolgt im historischen Längsschnitt die Entwicklung von Konzepten kirchlicher Lehrverbindlichkeit bis in die Ge...
Mit der Moderne hat das Versprechen Einzug gehalten, dass sich die Probleme der Menschheit durch technischen, medizinischen und gesellschaftlichen Fortschritt lösen ließen. Darauf basiert das im Westen bis vor Kurzem nahezu unwidersprochene Entwicklungsparadigma. Inzwischen befördern ökologische Probleme und ökonomische Ungleichheiten Kritik, die etwa in der Fridays for Future-Bewegung Ausdruck findet. Die Beiträger*innen hinterfragen das Fortschrittsparadigma, indem sie im interdisziplinären und international-kultursensiblen Diskurs nach einem zeitgemäßen Verständnis von Entwicklungszusammenarbeit fragen und dazu auch Alternativen zum vorherrschenden westlichen Modell in den Blick nehmen.
Ab den 1730er Jahren begannen Mitglieder der Herrnhuter Brüdergemeine auf den Inseln Dänisch-Westindiens Missionsstationen aufzubauen. Sie brauchten den Kontakt zu ihrer Zielgruppe, der afrokaribischen Bevölkerung, ebenso wie zu den kolonialen Eliten. Frank Marquardt zeigt auf, wie dieser Balanceakt gelingen konnte, und betrachtet, in welcher Weise sich die protestantische Mission präsentierte, aber auch den kolonialen Raum nachhaltig prägte. In Schlaglichtern ordnet er mit einer mikrogeschichtlichen Analyseoptik diese frühen protestantischen Missionsbestrebungen ein und zeigt: Koloniale Machtdynamiken und erste Impulse eines afrokaribischen Christentums gehen Hand in Hand.