You may have to Search all our reviewed books and magazines, click the sign up button below to create a free account.
Berühmte Paare waren und sind beliebte Gegenstände der (wissenschaftlichen) Biographik, der Fiktion oder auch der Boulevardpresse. Häufig ranken sich die Anekdoten und Geschichten um die gleichen Paare: Vor allem Robert und Clara Schumann oder Alma und Gustav Mahler sind als Musikerehepaare des 19. Jahrhunderts bekannt geworden. Christine Fornoff-Petrowski zeigt in ihrer Untersuchung, dass Ehen im Umfeld der bürgerlichen Kunst- und Musikkultur des 19. Jahrhunderts keinesfalls Einzelfälle, sondern Teil einer vielfach gelebten und dabei kontrovers diskutierten Praxis waren. Mit Hilfe der historischen Diskursanalyse zeichnet die Autorin die öffentliche – vor allem in bürgerlichen Medien geführte – Debatte nach und spiegelt diese am Beispiel einzelner, bisher weniger bekannter Musikerehepaare wie Wilhelm Heinrich und Bertha Riehl oder Hermine und Eugen d'Albert. Die aufgedeckten Denkmuster und Narrative beeinflussten nicht nur das Leben und Handeln dieser Paare, sondern haben sich im Erzählen über Künstlerpaare teilweise bis in die Gegenwart gehalten.
Paare faszinieren! Von Robert und Clara Schumann bis Marina Abramovic und Ulay. Doch wie können wir diese künstlerisch oder wissenschaftlich produktiven Gemeinschaften beschreiben? Wie die komplexen Aushandlungsprozesse zwischen zwei kreativ arbeitenden Menschen beobachten? Und in welchem Wechselverhältnis stehen deren Selbstbilder und -darstellungen zu den Arbeits- und Lebensrealitäten. In produktiver Arbeitspartnerschaft oder karrierebezogener Konkurrenz, emotional verbunden oder pragmatisch liiert, zum Ideal verklärt oder im Scheitern faszinierend: Bis heute ist Paaren in Kunst und Wissenschaft die öffentliche Faszination gewiss. Doch wie Paare wahrgenommen werden und sich selbst öffentlich zeigen, folgt meist Klischees und gängigen Narrativen. Vorherrschend ist dabei allzu oft das Bild des Künstlers und seiner Muse. Der Sammelband widmet sich dem Themenfeld aus interdisziplinärer Perspektive. »Schreiben über Paare« wird dabei ebenso thematisiert wie »Schreiben als Paar«; darüber hinaus geht es um die Strategien der (Selbst-)Inszenierung von Paaren und um ihr Umfeld, um Konstellationen, Familien und Netzwerke.
Netzwerken gilt als eine traditionelle wie essentielle Sozialform des wissenschaftlichen Arbeitens, das im Feld Musik und Gender noch dazu eine politische Dimension entfaltet. Gerade über den Aufbau und die spätere Ausweitung von Wissensnetzwerken konnte sich die musikwissenschaftliche Genderforschung im weiten Feld der Musik- und Kulturwissenschaften etablieren und ihre Kontur schärfen. Das Unabhängige Forschungskolloquium für Musikwissenschaftliche Geschlechterstudien (UFO) feierte 2022 sein 20-jähriges Bestehen. Der vorliegende Jubiläumsband bietet eine perspektivische und methodische Breite innerhalb musikhistorischer Genderforschung und gibt Einblicke in aktuelle Forschungen: etw...
Tagebücher werden seit 1800 wissenschaftlich ausgewertet. Wiederholt ist das in den Anfangsphasen neuer Fächer zu beobachten. Die Absichten der Forscher/innen waren dabei jeweils unterschiedlich: Die Kleinkinderforschung des 19. Jahrhunderts und die Jugendpsychologie ab 1920 haben maßgebende Thesen über ›Normalverläufe‹ der menschlichen Entwicklung auf Selbstzeugnissen aufgebaut. Die Alltags-, die Sozial- und die Frauengeschichte suchten darin ab den 1980er-Jahren Spuren individueller Lebensgeschichten. Seither sind umfangreiche Sammlungen entstanden, die heute eine ausdifferenzierte Auto/Biografieforschung ermöglichen. Li Gerhalter nimmt als Akteur/innen dieser vielseitigen Geschi...
Auditive und visuelle Kulturen korrespondieren miteinander. Immer wieder begegnen wir Künstlerinnen und Künstlern, die sich beiden Bereichen verbunden fühlen, sich ebenso auditiv wie visuell ausdrücken. Zudem lebt die Musikgeschichte von faszinierenden Beziehungen zu den bildenden Künsten, motiviert durch zeitgenössische Diskussionen, Parallelbegabungen oder synästhetische Veranlagungen einzelner. Die musikwissenschaftliche Forschung entwickelt derzeit ein immer stärkeres Interesse daran über visuelle Elemente in auditiven Kulturen nachzudenken, konkret etwa Bilder als Quellen der Musikgeschichte zu nutzen, (graphische) Notationsformen zu analysieren oder zum Verhältnis von bewegte...
Unter dem Pseudonym La Mara veröffentlichte die aus Leipzig stammende Marie Lipsius im Herbst 1867 ihre ersten Artikel: biographische Skizzen über Robert Schumann, Frédéric Chopin und Franz Liszt. Ihre zahlreich folgenden Texte wurden zu populären Medien der Musikvermittlung, doch unter Fachkollegen provozierten sie die Frage, ob Biographien, noch dazu geschrieben von einer Frau, anerkannter Teil der Musikforschung sein könnten. Um Musikwissenschaft als universitäre Disziplin zu etablieren, waren Grenzziehungen nötig, die bis weit ins 20. Jahrhundert Bestand haben sollten: zwischen Werk und Leben, Komponist und Interpretin, Philologie und Kritik, Wissenschaft und Literatur. Das Buch würdigt erstmals Lipsius' Arbeit als Biographin, Editorin, Kritikerin und Schriftstellerin. Gleichzeitig öffnet ihre Biographie einen Blick in die Institutionalisierungsgeschichte der Musikwissenschaft.
The book investigates and compares the role of artistic and academic refugees from National Socialism acting as "cultural mediators" or "agents of knowledge" between their origin and host societies. By doing so, it locates itself at the intersection of the recently emerging field of the history of knowledge, transnational history, migration, exile, as well as cultural transfer studies. The case studies provided in this volume are of global scope, focusing on routes of escape and migration to Iceland, Italy, the Near East, Portugal and Shanghai, and South-, Central-, and North America. The chapters examine the hybrid ways refugees envisaged, managed, organized, and subsequently mediated their...
Genderforschung ist noch immer eine Leerstelle in den Fachdidaktiken ästhetischer Fächer. Hier setzt dieser Band an und vereint empirische und konzeptionelle Beiträge mit einem Fokus auf Re- und Dekonstruktion sowie Performativität von Geschlecht. Dabei diskutieren die Autor*innen in drei Teilen Unterrichtsmaterialien, das unterrichtliche Handeln von Schüler*innen und Lehrkräften sowie ein gendersensibles Lehramtsstudium.
Das Jahrbuch 'Lied und populäre Kultur' 65/2020 ist den populären Liedern des langen 19. Jahrhunderts gewidmet, sind diese doch in doppelter Hinsicht Marginalisierungen unterworfen: einerseits dem negativen Werturteil der historischen Musikwissenschaft, zum anderen dem Desinteresse der aktuellen Popmusikforschung. Als Vorschlag zu einer Verständigung sollen diese Lieder als Ausdruck einer die Welt verändernden Epoche zwischen Spätaufklärung und Erstem Weltkrieg betrachtet und in ihren kulturellen Kontexten verortet werden.
Ob als Oper, Musical, dramatische Montage oder historisches Pastiche: Performative Zugänge zur Musikgeschichtsschreibung bringen Geschichte auf die Bühne. Dazu stellen sie Verbindungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart her und arbeiten mit Klängen, historischem Material oder etablierten Bildern von Künstler*innen. Die Beiträger*innen des Bandes fragen danach, wie Musikgeschichte auf der Bühne erzählt, komponiert, inszeniert und verkörpert wird: Was zeichnet diese intermediale Form der Musikhistoriographie aus? Wie verhält sie sich zur Geschichtsschreibung in anderen Medien? Und welche narrativen Strategien und Praktiken, welche Geschichtsbilder prägen Musikgeschichten auf der Bühne?