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Der vorliegende Band beschäftigt sich mit dem Surrealismus in Literatur und Kunst in Algerien, Ägypten, Libanon, Syrien und der Türkei zwischen den 1930er und 1980er Jahren. In einer transkulturellen Perspektive erscheint die zu Beginn der 1920er Jahre von Frankreich ausgehende Bewegung gleichermaßen als globales wie als lokales Phänomen, das in den hier behandelten Regionen weniger auf kollektive als auf individualistische Weise, vornehmlich auf dem Gebiet von Poesie und Sprache, rezipiert wurde. Die Studien in diesem Band verfolgen das Ziel, ein klareres Bild von den Resonanzen des Surrealismus in diesen Regionen zu zeichnen und damit einen Beitrag zur Geschichte sowohl der Transmoderne als auch des Surrealismus zu leisten. Methodisch geht es darum, Verbindungen, Begegnungen und Austausch auf individuell-künstlerischer, politisch-institutioneller und soziohistorischer Ebene zu untersuchen. Ein neuer Blick auf den globalen Surrealismus muss diese Netzwerke und Verbindungen auf der Mikroebene berücksichtigen, wenn es um die Fragen geht, wann, wo und was Surrealismus war. Die Antwort könnte zeigen, dass der Surrealismus weitaus weiter verbreitet war als bisher angenommen.
Die Strategie der kritischen Unterwanderung vorgefasster Kategorien ist eine wirkmächtige subversive künstlerische Praktik, der innerhalb des postkolonialen Kunstdiskurses eine besonders wichtige Bedeutung zukommt. Wie Judith Bihr anhand zeitgenössischer Kunst aus Ägypten darlegt, begegnen viele Künstler_innen der Problematik der eigenen Verortung, indem sie stereotype Vorstellungen scheinbar bedienen, um diese zugleich künstlerisch zu unterminieren. Am Beispiel der Verwendung ornamentaler Strukturen wird gezeigt, wie sich die Arbeiten einer eindeutigen Zuschreibung entziehen und so gerade ihre eigene Ambivalenz zum Thema machen. Damit liefern sie zugleich einen wesentlichen Beitrag zur Debatte um eine global formulierte Kunstgeschichte.**
Gattungen organisieren die sprachliche Darstellung von Krankheiten und tragen damit zur Konstituierung von Krankheitskonzepten bei. Die Fokussierung der Kategorien ‚Krankheit‘, ‚Sprache‘ und ‚Gattung‘ ermöglicht es, die sprachlich-rhetorischen Strategien und Konzeptualisierungen von Krankheit und die zeitgenössischen Funktionen von Gattungen in den Mittelpunkt zu rücken. Mit welchen rhetorischen und stilistischen Mitteln, narrativen und dramatischen Strategien werden Krankheiten in verschiedenen Texten dargestellt – und welche Rolle spielt die Gattung dabei? Unterliegen die Krankheitsdarstellungen einer gattungsspezifischen Thematisierung? Kennzeichnen und verändern umgekehrt auch Krankheiten die Gattungen, in denen sie behandelt werden? Die Studie leistet einen Beitrag zur Frage, wie Wissen generiert, sprachlich artikuliert und diskursiv verbreitet wird. Sie konkretisiert wissenspoetologische und -historische Forschungsperspektiven, indem sie die ‚Gattung‘ als Mittel der formalen Organisation von Krankheit als Wissenskonzept in den Blickpunkt rückt.
Der deutsch-amerikanische Künstler Stephan von Huene (1932-2000) gehört zu den Medienkünstlern der ersten Generation, die sich der Elektronik als Schöpfungswerkzeug bedienten. Sein Œuvre entfaltet sich im Spannungsfeld zwischen Figuration, Akustik, Kinesik und Kommunikationstheorie. Jesús Muñoz Morcillo liefert die erste Monografie, die sich dem Werk von Huenes systematisch widmet und dieses - mit Blick u.a. auf John Cage und La Monte Young - kunsthistorisch einordnet. Die hermeneutische Analyse der letzten großen Arbeit von Huenes (Sirenen Low, 1999) liefert die Grundlage für drei umfangreiche Deutungskreise, die sich jeweils den figurativen, akustischen und systemischen Aspekten seines Werkes zuwenden.
Mit Kunst gehen oft spezifische Fremdheitserfahrungen einher. Nach einer verbreiteten Auffassung entstehe und wirke Kunst etwa durch Verfremdungen von Hergebrachtem; manch progressive Kunst führe zu Affekten des Befremdens. Allerdings wurden die vielfältigen Verknüpfungen von Kunst und Fremdheit bislang kaum eingehender untersucht. Die kunstphilosophischen und -wissenschaftlichen Aufsätze thematisieren die eigentümlichen Zusammenhänge von Kunst und Fremderfahrung - vornehmlich, aber nicht ausschließlich mit Bezug zur bildenden Kunst - und rufen dazu auf, den Themenkomplex (neu) zu verhandeln.
Wo partizipatorische Kunstprojekte heute klar der Autonomie der Kunst eine Absage erteilen, erhält die Frage nach dem Verhältnis von Kunst und Gesellschaft, das in europäischen Denktraditionen bereits seit über 200 Jahren Gegenstand einander widerstreitender Ansätze ist, neue Brisanz. Mit Blick auf die Gegenwart diskutiert der Band dieses Spannungsfeld aus aktuellen philosophischen und kunstwissenschaftlichen Perspektiven. Die heterogenen Beiträge streiten um Macht und Schwäche der Kunst, um die Aktualität von Schönheit, um das (Un-)Politische von Reflexion und Partizipation, um die Rolle der Kunstkritik sowie um die Behauptung einer Politik der Kunst.
Wie erfahren wir Bilder? Zur Beantwortung dieser Frage muss man wissen, was Bilder sind: Sie entstehen erst durch eine bestimmte Betrachtung - genauer: durch ein bestimmtes Denken in der Betrachtung -, dem »Bildnerischen Denken«. Dieses Denken ist verantwortlich für alle Arten von Bilderfahrung - im Rezipieren und Produzieren von Bildern ebenso wie beim Vorstellen von »mentalen Bildern«. Im Unterschied zu vielen bildwissenschaftlichen Theorien nimmt Goda Plaums Modell des Bildnerischen Denkens alle diese Prozesse in den Blick und zeigt deren inneren Zusammenhang auf. Dadurch wird nicht nur das Phänomen Bild umfassend erklärt, sondern auch der meist auf Paul Klee zurückgeführte Begriff »Bildnerisches Denken« zum ersten Mal präzise definiert.
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Der vorliegende Band versammelt Beiträge zu politischem Graffiti aus kunst-, kultur- und sprachwissenschaftlicher Perspektive. Dabei geht es nicht nur um Graffiti mit politischen Themen und politischer Wirkungsabsicht, sondern auch um sozio-politische Aspekte von vordergründig unpolitisch erscheinenden Spielarten des Graffiti. Einem weiten Graffiti-Begriff folgend, der auch die Grenzbereiche zur Street Art einschließt, werden Beispiele vom 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart interdisziplinär in den Blick genommen und diskutiert. The present volume assembles contributions on political graffiti from an artistic, cultural and linguistic perspective. The volume not only deals with graffiti on political issues and political goals but also with social-political aspects of apparently unpolitical types of graffiti. Following a broader concept of graffiti which also includes the borderlines of street art, samples from the 20th century to modern days are being highlighted and discussed.