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Nahezu alle Annahmen über tradierte gesellschaftliche Bindungen und parteipolitische Lager, die 1998 noch zu gelten schienen, veränderten sich in den letzten zehn Jahren grundlegend. Die meisten Parteien haben sich binnen dieser Dekade von zuvor noch konstitutiven Programmaussagen getrennt. Innerhalb der Wählerschaft entstanden neue Muster politischer Präferenzen. Das Bildungsbürgertum steht nicht mehrheitlich rechts, die Arbeiterschaft wählt nicht unbedingt links. Geändert hat sich überdies der Stil der politischen Eliten in der alternden deutschen Gesellschaft. Und mitten im Wandel sind die Bündniskonstellationen einer komplex gewordenen Regierungsbildung des neuen Vielparteiensystems. Durch den Zwang zur Koalitionsfähigkeit nach mehreren Seiten nähern sich die Parteien im Zentrum weiter an, schleifen im Gerangel um die Mitte Unterschiede weiter ab – und nähren gerade dadurch den Bedarf nach einer Politik der abgrenzenden Deutlichkeit, der scharfen Differenz. Deutsche Politik im Patt und im Umbruch – davon handelt dieser neue Band aus der „Göttinger Parteienforschung“.
The significance of religion for the development of modern racist antisemitism is a much debated topic in the study of Jewish-Christian relations. This book, the first study on antisemitism in nineteenth-century Sweden, provides new insights into the debate from the specific case of a country in which religious homogeneity was the considered ideal long into the modern era. Between 1800 and 1900, approximately 150 books and pamphlets were printed in Sweden on the subject of Judaism and Jews. About one third comprised of translations mostly from German, but to a lesser extent also from French and English. Two thirds were Swedish originals, covering all genres and topics, but with a majority on...
Sexualität will gelernt sein. Die Wichtigkeit von Sexualpädagogik für Kinder und Jugendliche und von Sexueller Bildung für alle Altersgruppen ist heute gesellschaftlich anerkannt. Internationalen Übereinkünften gemäß zielen entsprechende Bildungsangebote auf die Förderung von Selbstbestimmung. Zugleich tragen sie Erkenntnissen zur Prävention von sexualisierter Gewalt sowie zur Anerkennung von geschlechtlicher und sexueller Vielfalt Rechnung. Sexualpädagogik professionell zu vermitteln, muss ebenfalls gelernt werden. Neben Fertigkeiten und Haltung geht es um Wissen. Diese Einführung bietet eine zielgruppenübergreifende kompakte Übersicht. Sie bündelt das theoretische Wissen - Definitionen, rechtliche und psychosexuelle Grundlagen sowie Informationen zur bewegten sexualpädagogischen Geschichte - und präsentiert sie für den praxisorientierten gezielten Zugriff.
Über Form und Inhalt die Sexualpädagogik sind seit langem heftige Kontroversen entbrannt. Vor allem anhand der Frage, ob die dominierende (neo-)emanzipatorische Sexualpädagogik ("Sexualpädagogik der Vielfalt") Kinder weltanschaulich einseitig beeinflusst, in Intimbereiche eindringt und den Elternwillen missachtet. Aufgrund ihrer queertheoretischen Ausrichtung wird die biologische Binarität des Menschen inzwischen bezweifelt. Das hat gravierende Auswirkungen auf pädagogische Diskurse um Reproduktion, Körperlichkeit und Religion. Grundnahmen der (neo-)emanzipatorischen Sexualpädagogik werden in diesem Buch hinterfragt, Folgen und Irrwege skizziert und gegenüber ideologischer Einseitigkeit neue Denkhorizonte eröffnet.
Schon vor über zweihundert Jahren fragte der preußische General, Heeresführer und Militärwissenschaftler Carl von Clausewitz danach, was der Krieg sei? Werden Antworten in der aktuellen Wissenschaft und Forschung gesucht, so wird unter Krieg ein organisierter Massenkonflikt verstanden. Während zwischenstaatliche kriegerische Auseinandersetzungen sich im Rückgang befinden, ist ein Anstieg von innerstaatlichen Konflikten, Konfliktinterventionen und Friedenssicherungsmissionen zu verzeichnen. Die Handlungen, Verläufe, Vorstellungen und Auswirkungen erscheinen heute diverser und schwerer zu erfassen denn je – die Unterschiede in den Ursachen, Logiken und Charakteristika sind mannigfalti...
Max Winkler (1875-1961) ist eine kaum bekannte Schlüsselfigur der deutschen Außen-, Medien- und Wirtschaftspolitik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das Buch konzentriert sich auf die Treuhandtätigkeit Winklers im Pressewesen zwischen 1920 und 1945. Einleitend wird die Biografie des gebürtigen Westpreußen dargestellt. In Graudenz wechselte der Postbeamte in die Kommunalpolitik und wurde 1919 Bürgermeister. Da die Stadt infolge des Versailler Vertrags an Polen fiel, verlor Winkler im Januar 1920 sein Amt. Das Gründungsmitglied der prorepublikanischen Deutschen Demokratischen Partei engagierte sich nun in der verfassunggebenden preußischen Landesversammlung. Noch im selben Ja...
The Social-Democratic parties of Europe are in decline, a diagnosis missed by no one today. Support for this opinion comes from many directions – from their loss of votes in recent elections to a growing lack of party members to the apparent failure of party heads to react adequately to these very developments. When reading reports both in the standard press and in scientific circles, however, the impression arises that this downturn is irreversible and must be accepted as such.But that is just the question. The Social-Democratic parties have experienced similar things in the past and have survived to the present day. And perhaps, slowly, new perspectives are on the horizon that will form the basis for a resurrection of old strengths: new models for coalitions with other parties, the revitalisation of membership rolls, better internal choice of candidates and policies, a welcoming of newcomers from other parties and a general openness toward new ideas. Experiments are now being launched with these means – and are showing first positive results.
Der Pädagoge und Historiker Georg Eckert gehörte zu den Persönlichkeiten, die nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs einen wesentlichen Beitrag zum demokratischen Neuanfang in der Lehrerbildung und der völkerverbindenden Bildungs- und Kulturpolitik der Bundesrepublik Deutschland geleistet haben. Sein Name ist nicht zuletzt mit dem von ihm 1951 gegründeten Georg-Eckert-Institut – Leibniz Institut für internationale Schulbuchforschung verbunden. Dieser Band versammelt die Beiträge einer Tagung, die anlässlich seines 100. Geburtstages von denjenigen Institutionen organisiert worden ist, die durch sein Engagement geprägt wurden: das GEI, die Friedrich-Ebert-Stiftung, die Deutsche...
Das Jahr 1968 wird gemeinhin mit der Überwindung überkommener Gesellschaftsstrukturen und dem Entree des bürgerrechtlichen Fortschritts verbunden. Doch dieses Datum war nicht Ausgangs-, sondern vielmehr Kulminationspunkt politischen und sozialen Wandels. Denn vieles von dem, was sich mit der Chiffre »68« verbindet, begann schon vorher. 1964 verdichteten sich zahlreiche Ereignisse zu einer Zäsur, die den gesellschaftlichen Umbruch schon vor 1968 einläutete. Mit dem Blick auf unterschiedliche Episoden aus Gesellschaft und Politik hinterfragt dieser Band den bisherigen Stellenwert von »68« und weist nach, dass ein erheblicher Teil der mentalen Modernisierung schon viel früher stattfand.
Das Themenheft "75 Jahre Niedersachsen" erinnert an die frühen Jahre des Landes Niedersachsen, das 2021 auf ein dreiviertel Jahrhundert Geschichtezurückblicken kann. Dabei richtet sich der Fokus der Autorinnen und Autoren zentral auf wesentliche Akteure, Aktionen und Fragestellungen der "Gründerjahre". In Einzelbeiträgen wird beschrieben, wie es zur Gründung des keinesfalls unumstrittenen Staatsgebildes kam und wie sich das politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben in den Anfangsjahren entwickelte und allmählich festigte.