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In der mediavistischen Forschung geraten Texte volkssprachiger Frommigkeitsliteratur zunehmend in den Fokus. Bislang liegen dazu jedoch nur wenige ausfuhrliche literaturwissenschaftliche Einzelstudien vor. Hedwig Suwelack setzt hier an: mit dem Herzmahner steht ein Gebetbuch im Zentrum ihrer Studie, das um 1497 von Kaspar Hochfeder in Nurnberg gedruckt wurde. Neben den historischen und literaturgeschichtlichen Hintergrunden sowie der Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte erschliesst eine detaillierte Analyse Inhalt, Programmatik und Gestaltung des Textes. Fur das spezifische Vorgehen des Herzmahners zwischen Beten und Erzahlen entwickelt die Autorin den Begriff "Gebetserzahlung". In der Konstruktion von Raum und Zeit als zentralen narrativen Elementen wird eine literarische Strategie nachgezeichnet, die die erzahlten Geschehnisse nahebringt und ein individuelles Erleben der Passion ermoglicht. Der bislang unveroffentlichte Text des Herzmahners wird in einem Textabdruck zuganglich gemacht.
Der Band vereint Beiträge zu zentralen Themen der historischen germanistischen Sprachwissenschaft. Vertreten sind die Bereiche der historischen Morphologie, Wortbildung, Lexikographie und Syntax, historischen Fach-und Schreibsprachenforschung sowie angrenzende Gebiete wie literaturwissenschaftliche Mediävistik und Geschichtswissenschaft. Mit ihrem Fokus auf den Sprachwandel des Deutschen eröffnen die Beiträge neue Perspektiven auf diachrone Veränderungen nicht nur zwischen, sondern auch innerhalb der verschiedenen Sprachstufen des Deutschen.
Erzählungen über die Geburt aus der Perspektive der Mütter sind bisher nicht Gegenstand wissenschaftlicher Auseinandersetzung gewesen. Diese Leerstelle möchte die vorliegende Studie füllen, indem sie das Erzählen über individuelle Gebärerfahrungen als soziale Praxis erstmals phänomenologisch erschließt. Im Mittelpunkt steht die Frage nach der Bedeutung des Erzählens für den Umgang mit der Grenzerfahrung Geburt. Anhand von Erzählungen aus Internetforen wird gezeigt, wie Frauen ihre eigenen Geschichten wiedergeben und verarbeiten sowie in welcher Form sich in diesen Erzählungen zentrale Werte, Normen und Deutungssysteme unserer Gesellschaft widerspiegeln.
Die Studie untersucht das Phänomen der erzählenden Anrede, die gattungsübergreifend in einer Vielzahl von religiösen Texten des Spätmittelalters auftaucht. In ihnen übernimmt die narrative Apostrophe vielfältige religionspragmatische Funktionen von der Immersion über die Vermittlung von Glaubens- und Bibelwissen bis hin zur Identitätsstiftung. Aufgrund ihrer ungewöhnlichen Struktur erweist sich die Apostrophe als Erkenntnisfeld für eine historisch arbeitende Narratologie; ihre Einbettung in die Frömmigkeitspraktiken des späten Mittelalters verspricht darüber hinaus Einblicke in Funktionen und Gestaltungsweisen des religiösen Erzählens.
Die Zeitspanne von 1380 bis 1520 war keine Herbstzeit des Mittelalters, sondern die Ara einer frappierenden religiosen Dynamik von grosser Vielfalt. Hochsten Steigerungsgraden einer alle Korpersinne aktivierenden Frommigkeitspraxis und eines sakralen Kunstschaffens entsprach die Dynamik einer spirituellen Verinnerlichung. Berndt Hamm zeigt, dass es zu einer Entgrenzung der Theologie in Laienbereiche hinein und zu einer explosiven Verbreitung von Frommigkeitsbildern und -texten kam. Sie sprachen Menschen an, die von der angstvollen Mentalitat einer gesteigerten Jenseitsvorsorge angetrieben wurden und nach kirchlichen Gnadenhilfen verlangten. Diese Heilssorge wurde vom verstarkten Bemuhen um eine tiefgreifende Seelsorge-Reform aufgenommen. Ohne die Kenntnis der kraftvollen Religionsdynamik vor 1520 sind die Antriebskrafte der von Luther angestossenen Reformation nicht zu verstehen.
'Performativität', 'Performanz' und 'performance' sind seit Jahrzehnten fest etablierte Konzepte in den Geistes- und Kulturwissenschaften. In den historisch ausgerichteten Disziplinen haben sie das Verständnis für die unterschiedlichsten Handlungen historischer Akteure grundlegend verändert. Zugleich eröffnen sie neue Verstehensmöglichkeiten und Erklärungszusammenhänge für den Umgang mit Texten und ihren Medien - auch und gerade aus dem Mittelalter. Die mediävistischen Beiträge in diesem Sammelband widmen sich Urkunden, chronikalischen und liturgischen Handschriften wie auch moraldidaktischen und frömmigkeitspraktischen literarischen Texten im Druck. Am konkreten Fallbeispiel untersuchen sie die Reflexion respektive die Inszenierung performativer Akte auf textueller wie materieller Ebene und fragen nach dem Gebrauch von Text und Medium als Objekten in symbolischen, rituellen und politischen Handlungsfeldern.
Was macht ein Werk, einen Autor oder vielleicht gar einen Stoff zum Klassiker? Welche Kriterien sind entscheidend für die Bewertung eines literarischen Textes? Welche ästhetischen Konzepte liegen der Kanonisierung zugrunde und inwiefern ändern sich poetische Ideale im Verlauf der Literaturgeschichte? Der vorliegende Band setzt die Diskussion seines erfolgreichen Vorgängerbands ‚Klassiker des Mittelalters‘ fort und nimmt die Epoche der Frühen Neuzeit in den Blick. Zu klären ist daher auch, was Kanonbildung unter den neuen medialen Bedingungen der frühen Druckkultur bedeutet. In achtzehn Beiträgen werden zentrale Aspekte frühneuzeitlicher Kanonbildung untersucht, Folgen des Medien...
Zacharias Konrad von Uffenbach (1683-1734) – Patrizier und Bürgermeister in Frankfurt – zählte zu den herausragenden Sammlern und gelehrten Netzwerkern seiner Zeit. Im Laufe seines Lebens erwarb er rund 40.000 Bücher und Handschriften, von denen sich viele heute noch lokalisieren lassen. Ungeachtet der Bekanntheit seines Namens und des außergewöhnlichen Umfangs seiner Sammlung, sind weder der Bestand an sich – Kerne davon befinden sich v.a. in Hamburg, Frankfurt, Gießen und München – noch Uffenbach als Büchersammler und Polyhistor wirklich erforscht. Die Beiträge des Bandes beleuchten das Thema aus der Perspektive der Geschichtsforschung, der Philosophie- und Wissensgeschichte, der Handschriftenkunde, der Kunstgeschichte und der Germanistik. Eingangs werden zeitgenössische Phänomene wie die Entwicklung der Privatbibliothek und das Selbstverständnis des Polyhistors analysiert, gefolgt von Beiträgen speziell zu Uffenbachs Sammlungs- und Wissenskonzeption, zu seinem Netzwerk und seinen Kontakten mit Gelehrten und zum Buchhandel.